Die glorreichen Sieben

Musik liegt in der Fußgängerzonen-Luft. Von (vermutlich) transkaukasischer Folklore über Anden-Weisen bis zum sattsam geschundenen "Que sera?" reicht die Bandbreite der Darbietungen. Ich habe am Stammtisch schon vorgeschlagen, wir sollten im Zuge der Globalisierung doch mal zum Gegenschlag ausholen und in Lima, Minsk und Tirana trierische Klänge wie "Mir sin die Muselindijaner" zelebrieren.

Da würden die Leute staunen… Die Umsetzung scheitert aber daran, dass meine Viezbrüder und ich weder gut klampfen können noch der Vieznachschub im Ausland gesichert wäre. Also bleiben wir weiterhin dem multimusikalischen Einerlei Triers ausgesetzt. Doch auch dort gibt es noch unverhoffte Überraschungen. Beim Stadtbummel am Freitag erlebte ich bislang Unerhörtes. Ein neuer Akteur in der Straßenmusiker-Szene blies sich auf der Mundharmonika mit einer Wildwestfilm-Melodie die Lunge fast aus dem Leibe. Stundenlang und an wechselnden Standorten. Doof war nur, ich kam nicht drauf, aus welchem Film das war. "Is doch aus Winnetou", meinte meine Bärbel, "oder aus Old Shatterhand." Ich wusste, das stimmt nicht, aber der Groschen wollte nicht fallen. Der Musikant war leider keine große Hilfe: "Nix verstehn!"Meine rechthaberische und wettfreudige Bärbel bekam doch noch die Quittung. Als eine Frau eine Zigarettenschachtel wegwarf, hatte ich den Geistesblitz: Die Melodie ist aus dem Film "Die glorreichen Sieben" und auch bekannt aus vorzeitlicher Glimmstängel-Werbung in Kino und Fernsehen. Tja Bärbel, tut mir gar nicht leid. Her mit dem Viez!

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