Die tun ja doch nichts

Zu den Gewaltdelikten in der Trierer Innenstadt:

Den Artikel könnte man auch überschreiben mit: "Ein Wochenende in der Trierer Innenstadt". Allein die der Polizei bekannten Delikte sind erschreckend. Drei Jugendliche überfallen in der Bahnhofstraße einen 17-Jährigen. Die Täter sind flüchtig. In der Innenstadt wird eine junge Frau von einem Jugendlichen mit einem Messer bedroht. Drei Verdächtige werden festgenommen. Ein Raubüberall auf einen 52-jährigen Mann durch zwei mit einer Pistole bewaffnete Männer ereignet sich am Martinskloster. Die Täter sind flüchtig. Auf der Pfalzeler Brücke bedrohen und beleidigen zwei bewaffnete Unbekannte einen Fahrradfahrer. Eine Schreierei und anschließende Schlägerei ereignet sich zwischen Jugendlichen in der Judengasse. Ein 18-Jähriger wird krankenhausreif geschlagen, zwei andere Personen werden verletzt. Drei der Schläger sind flüchtig. Angriff auf einen 17-Jährigen mit einer Bierflasche vor dem Hauptbahnhof: Das Opfer erleidet eine Platzwunde, der Tatverdächtige kann festgenommen werden. Sechs schwere Delikte an einem Wochenende und mit Ausnahme des Vorfalls auf der Pfalzeler Brücke allesamt in der Trierer Innenstadt passiert. Von dort kann ich einen weiteres Erlebnis beisteuern. Vier Jugendliche belästigen eine junge Frau, die sich verbal dagegen wehrt. Einige Passanten werden darauf aufmerksam. Vor der Basilika liefern sich die Jugendlichen dann eine Schlägerei mit zwei Fahrradfahrern. Mit der üblichen Schreierei und den rüdesten Beschimpfungen. Anschließend verschwinden sie im dunklen Palastgarten. Nach einem solchen Wochenende frage ich mich regelmäßig, in welcher Stadt ich eigentlich lebe? Muss ich mir ein solches Treiben eigentlich bieten lassen? Habe ich nicht ein Recht darauf, dass die zuständigen Ordnungskräfte vorbeugend eingreifen. Wir haben viel zu wenig Präsenz der Polizei und des Kommunalen Vollzugsdienstes in der Innenstadt, wo sich die Delikte ja durch die zahlreichen Treffpunkte der Jugendlichen kanalisieren. Und das vor allem in der Nacht. Die nachträgliche Verfolgung der Delikte führt ja zu den üblichen Schwierigkeiten der Identifikation und Festnahme. In manchen Nächten wäre ich schon froh, wenn bloß die Nachtruhe eingehalten würde. Es ist schade, dass sich die Bewohner der Innenstadt hier nicht lauter artikulieren. Von einigen weiß ich allerdings, dass sie schon resingiert haben. "Die tun ja doch nichts", heißt es dann. Aber auch das sollte einem zu denken geben. Martin Steffes, Trier

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