Wem das zu anstrengend ist, dem bleibt nur der Griff in den Geldbeutel für ein Geschenk. Aber das ist ja auch ok. Bald ist Vatertag, dann sind wir dran, natürlich ohne Frau und Kinder, dafür aber mit Bollerwagen und Fahrradklingel am Spazierstock. Dann lassen wir es krachen. Ok, Muttertag, da müssen wir halt durch. Aber dann haben wir ja wieder für ein Jahr Ruhe, und es läuft alles wieder normal. Aber wird das dem gerecht, was wir für einen einzigartigen Menschen empfinden? Ist der Muttertag nicht eine gute Gelegenheit, wahrzunehmen, was Mütter zu leisten haben. Der Erziehungs-"urlaub" - diesen Begriff haben sicher wir Männer erfunden - bei unserer ältesten Tochter hat mich da um einige Erfahrungen bereichert. Mit der Geschlechtergerechtigkeit ist es in unserer Gesellschaft noch immer nicht weit her. Auch heute sind Bügeln, Spülen, Waschen, Putzen und Erziehung, Besuche von Elternabenden oder Hausaufgabenbetreuung weitgehend den Frauen zugeordnet. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit ist auch im Erwerbsleben nicht umgesetzt, von der Besetzung von Führungspositionen oder Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie für Frauen ganz zu schweigen. Mit einem mehr oder weniger phantasievollen Geschenk ist das nicht abgetan. "Du sollst Vater und Mutter ehren", sagt die Bibel. Da fällt mir ein Geschenk ein: Lasst uns doch unseren Frauen und Müttern in die Augen blicken, danach fragen, wie sie sich fühlen, und was sie von uns wünschen oder erwarten. Davon etwas umgesetzt, hätte sich der Muttertag mal richtig gelohnt. Christoph Pistorius, Superintendent pistorius.trier@ekkt.de