Egon, das Kitsch-Monster

Der äußerliche Schein trügt. Wenn man mich sieht, sticht einem meistens etwas mittelgroßes, schwarz Gekleidetes ins Auge. So mancher sucht vergebens nach etwas buntem an mir. Doch versteckt in meinem Inneren schlummert es, das bunte Kitsch-Monster - nennen wir es Egon.

Egon ist klein, garstig und unersättlich. Da es hinter meinen schwarzen Oberteilen nie gesehen wird, lebt es sich an anderen Stellen aus: meiner Wohnung. Erst vor kurzem kam das schillernde Tier wieder hervor und zwang mich, meine Lebenstristesse um etwas Fröhliches und Buntes zu erweitern. Das Gemeine daran ist, dass es diesen Zwang als eine Art Liebe auf den ersten Blick tarnt, so dass ich nicht umhin komme, mir das bunte Etwas zu kaufen. Aus diesem Grund - Egon hat nämlich mal wieder einen Kampf gewonnen - bin ich jetzt stolze Schweine-Mama. Doch es ist kein normales Schwein. Es kann nicht grunzen, frisst nicht und macht keinen Dreck. Gott sei Dank! Aber es zieht das Gespött meiner Freunde auf sich, was ich nicht nachvollziehen kann. Schließlich ist Frida - so hab ich meine neueste Errungenschaft liebevoll getauft - quietschrosa, aus Plastik und wunderschön. Wozu ich sie brauche? Ganz klar, als Gießkanne. Nicht nur, dass ich durch Fridas Nase meine Blumen gieße, nein. Die Kleine kann noch viel mehr. Denn ihre goldenen Flügel machen sie zu etwas Besonderem: einem geflügelten Plastik-Prinzessinnen-Schwein. Und damit meine rosa Hoheit eine adäquate Behandlung findet, kommt sie ab Juli bei mir groß raus: An ihrer eigenen Schnur in der Küche. Dort kann sie den Tag über mit ihren wunderhübschen Goldflügeln fliegen - während Egon triumphierend in mir hüpfen wird.

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