Einfach tierisch lecker

Der Mensch ist genial. Da reicht ein Blick aufs Essen. Die Welt der Süßspeisen ist etwa ein Beispiel dafür, zu welch ausgefallenen Experimenten Homo sapiens fähig ist. Die reine, puristische Aufnahme von Nährstoffen ist wohl einfach unmenschlich und sowieso eine Beleidigung für das womöglich ja göttliche Talent zum Verfeinern der Gaben der Schöpfung durch die Kreativität der Köche.

Die Zutatenauswahl, Kombination, Bearbeitung und Präsentation des Gesamtwerks hat ja was Künstlerisches. Klar: So wie ein Essen mehr ist als die Inhaltsstoffe, ist ein Gemälde ja auch mehr als nur Farbe. Und: Kunstwerke haben oft einen Titel, genau wie die Speisen. Sind die süß, wird selbst der Vegetarier zum Karnivore, alias Fleischfresser: Katzenzungen, Schweinsohren, Schnecken gibt's, ja sogar Arme Ritter werden verspeist, oder wie wäre es mit Amerikanern, Berlinern, Mohrenköpfen?

Mein derzeitiger Favorit, er durfte in meiner Kindheit bei keinem Kuchenbasar fehlen, ist: der kalte Hund. Wer die Süßigkeit aus Kakao, Fett, Zucker, Eiern, Keks - und manchmal Mandelmehl - so getauft hat? Keine Ahnung, womöglich ein Mensch mit originellem Humor. Weniger lustig finde ich übrigens den Einfall eines weiteren unbekannten Namensgebers: Als ich schon wusste, dass etwa ein Rollmops rein gar nichts mit Kaltem Hund zu tun hat und auch überhaupt nicht süß ist, habe ich mir mal unwissentlich Falschen Hasen bestellt. Ich war ganz schön enttäuscht über Hackbraten mit Ei auf meinem Teller. Übrigens, falls Sie zur Kaffeezeit gerne naschen, empfehle ich: Sprudelkuchen, müsste korrekt Mineralwasserkuchen heißen, aber der Titel führt einen sowieso in die Irre wie Falscher Hase und Kalter Hund. Und zwar wie ich finde, mit leckerer Überraschung: satter Schokoladen- statt Sprudelgeschmack, hmmm! Also statt Gutem Morgen: Guten Appetit!

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