Eisige Kälte

Zum Bericht "Der Kalte Krieg der Komödianten" über den Comedy Slam:

Gewiss ohne böse Absichten wurde die frisch getaufte Karl-Marx-Halle am Güterbahnhof zum Austragungsort eines kalten "Krieges" der aus vielen Teilen der Republik angereisten Komödianten. Statt eines Angriffs auf die Lachmuskeln gestaltete sich der Abend mit zunehmender Länge eher zu einem Angriff auf die Gesundheit der Zuschauer. Dies lag hauptsächlich daran, dass die Karl-Marx-Halle als ehemalige Fabrik- bzw. Lagerhalle ohne Heizung, aber dafür mit beachtlichen Löchern im Dach nicht für einen Master Comedy Slam, bei dem das Publikum im April bei winterlichen Temperaturen mehrere Stunden auf Bierbänken ausharrt, ausgelegt ist. Erschwerend kam hinzu, dass der Comedy Slam mit fast einer Stunde Verspätung in die erste Runde ging. Bis dahin befand sich das Publikum bereits fest umfangen von den eisigen Klauen der kriechenden Kälte, die mit der Zeit immer unbarmherziger jeden Körperteil durchdrang. Dass ein Lächeln gefrieren kann, das ist wohl jedem bekannt. Dass dies auch allgemein mit Lachmuskeln passiert, das weiß spätestens jetzt jeder der an diesem Abend anwesenden Zuschauer. Bedauerlich, denn zusammengekauert auf den Bänken blieb so manches Lachen wohl im Halse stecken, und das hatten die Hauptpersonen des Abends nun wirklich nicht verdient. Sie gaben sich alle Mühe, den Zuschauern einzuheizen, und man kann nur hoffen, dass ihnen das Publikum mit steifgefrorenen Fingern noch in wirklich verdientem Maße warmherzigen Applaus spenden konnte. Den Organisatoren dieses Abends sei jedenfalls wärmstens empfohlen, im nächsten Jahr vielleicht doch wieder auf die BBS-Aula auszuweichen oder zuvor eine Begehung des Veranstaltungsortes unter Berücksichtigung der meteorologischen Gegebenheiten im April durchzuführen. Schade um den schönen Abend, an dem aufgrund der widrigen Umstände nicht wenige Zuschauer vorzeitig kapitulierten. Katharina Rust, Trier kultur

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