Eltern-Alarm

Es gibt Dinge, denen kann man nicht entgehen. Weihnachten gehört dazu, fußballerische Großereignisse ebenso - und nicht zuletzt auch der Besuch der Eltern in den eigenen vier Wänden. Wer das Glück (oder Pech) hat, dass die liebe Verwandtschaft quasi um die Ecke wohnt, bekommt sie zwar häufiger zu Gesicht, kommt aber meist mit einem Kaffeetrinken davon.

Wen dagegen ein paar hundert Kilometer von der Heimat trennen, der kann zwar länger dringende Termine, Überstunden und Sonntagsdienste vorschieben, doch irgendwann ist es schließlich soweit: Eltern-Alarm. Von Donnerstag bis Sonntag ("die lange Fahrt muss sich schließlich lohnen") fällt die Familie, das Auto bis unters Dach vollbepackt, schließlich in Trier ein wie damals die Franken. In Minuten hat sich meine kleine Wohnung in ein Schlachtfeld verwandelt: Das Sofa wird ausgeklappt, eine mitgebrachte Decke darauf ausgebreitet ("der Papa hat's im Rücken"), mein Wäscheständer zum Kleiderschrank umfunktioniert ("die paar Teile waren ja eh schon trocken") und die Blumen von der Fensterbank gerückt: "Wir brauchen schließlich Licht und Luft."Am nächsten Tag versuche ich es mit der Zermürbungstaktik: Amphitheater, Weinlehrpfad, Kaiserthermen, Basilika, Dom und ein kurzer Abstecher zur Porta - die zwei sind einfach nicht müde zu kriegen. Am dritten Tag flüchte ich: "Dringender Termin… Kein Kollege hat Zeit… Vielleicht unternehmt ihr heute mal alleine was…"Als ich abends nach Hause komme, hat mein Vater das Rollo, das schon seit Wochen in der Ecke liegt, angebracht und es duftet köstlich aus dem "Restaurant Mama". Beim Abendessen gibt es viel zu lachen, und ich denke irgendwann bei mir: "Ach Familie, ihr könnt gern öfter kommen - aber genauso wie Weihnachten bitte nur ein Mal im Jahr."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort