Es bewegt sich doch etwas

Zum Thema "Ein Rollstuhl pro Bus" diese Zuschrift:

Viele Behindertenverbände haben sich jahrelang dafür eingesetzt, dass barrierefreie Busse zum Standard werden, und inzwischen müssen alle neuen Busse seit 2005 laut einer EU- Richtlinie einen speziell gesicherten Rollstuhlplatz ausweisen. Die deutsche Bürokratie neigt dazu, alle Regelungen noch enger zu fassen, und so stand so mancher Rollstuhlfahrer buchstäblich im Regen, denn aus dem einen vorgeschriebenen Rollstuhlplatz wurde in Deutschland die Ein-Rollstuhl-Regel: Rollstuhlfahrer durften nicht mehr zu zweit einsteigen und mussten an den Haltestelle warten, weil der eine Rollstuhlplatz bereits belegt war. Den Busfahrern, die sich nicht an die Regelung hielten, drohte ein Bußgeld von 50 Euro und ein Punkt in Flensburg. Um den Missstand nicht zu groß werden zu lassen, wurden in manchen Städten Zwischenlösungen gesucht: Busfahrer riefen in der Situation ein Behindertentaxi und in Mainz wurden die älteren Busse gekennzeichnet, die vor 2005 zugelassen wurden und damit nicht der EU-Richtlinie unterliegen.So mancher Verkehrsbetrieb hat lange nichts von der neuen EU-Richtlinie mitbekommen, so dass wie bisher auch mehr Rollstuhlfahrer befördert wurden. Nachdem mehrere betroffene Rollstuhlfahrer wegen dieser diskriminierenden Praxis an die Öffentlichkeit gingen, wurden immer mehr Verkehrsbetriebe wach, und immer mehr Rollstuhlfahrer blieben an den Haltestellen stehen. Es gab bundesweit zahlreiche Proteste von Behindertenverbänden gegen diese Regelung, die inzwischen zu einer Überarbeitung der Beförderungsregelungen geführt haben. Erfreulich, dass dieser Unsinn sehr schnell wieder beseitigt werden konnte. Die rasche Lösung des Problems ist ein gutes Beispiel für eine bessere Form des Zusammenspiels zwischen den Behindertenverbänden und den zuständigen Akteuren in der Behindertenpolitik. Der Mehrzweckraum soll wieder als Stellplatz für Rollstuhlfahrer benutzt werden, wenn der ausgewiesene Rollstuhlplatz belegt ist. Es bewegt sich doch etwas, allmählich hat man das Gefühl, dass der Sinn des Gleichstellungsgesetz verstanden wird und die Sensibilität für die berechtigten Belange von Menschen mit Behinderungen zugenommen hat. Die Arbeit der Selbsthilfeverbände scheint was bewirkt zu haben. Paul Haubrich, Trier, Club Aktiv e.V. verkehr

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