Förster ist für die Füße

Ich will nicht angeben, aber ich habe eine Zeitmaschine erfunden. So bin ich neulich nachts von meinem Bett aus verzeitreist. Nicht ganz, wie geplant, ins San Francisco des Jahres 1968. Aber immerhin nach Trier, 1984. Ein Jahr, das ich überwiegend mit der Frage zubrachte, ob ich mir zu Weihnachten eher die "Adidas Karl-Heinz Förster" oder doch besser die "Rummenigge" wünschen sollte.

Auf dem Viehmarkt quetschen sich braune VW Derbys, rote Ford Capris, weiße Mercedes 240D. Kein kölsches Gewächshaus beschützt die alten, vergessenen Steine darunter. Nur der Max mit seiner Frittenbude. Die Linie 1 hält mitten auf dem Hauptmarkt. 80 Pfennig, Kinder-Tarif, bitteschön. Der Busfahrer grüßt nicht zurück. Das habe ich vermisst. Mein Kopf schwirrt vor Fragen. Was bitte soll der Spruch bedeuten, der dort auf der Mauer steht. Petting statt Pershing? Dass Petting in Oberbayern liegt, weiß ich natürlich. Niemand kann mir auch vernünftig erklären, warum der mächtige, düstere Turm mit dem spitzen Dach hinter dem Theater historisch nicht so wichtig sein soll wie meinetwegen die Porta Nigra. Vorbei am Horten. Und zurück mit dem Bus. Nach Hause, nach Euren, das damals noch mehr Lebensmittelläden als Baustellen hat. Fünf zähle ich, inklusive des einen Ladens nur für die Franzosen. Da könnte ich mal reingehen, im Traum, in den "Economat". Hat mich immer fasziniert. Heute gibt es keinen "Delta" mehr und keinen "Deko", überhaupt keinen Lebensmittelladen, zumindest nicht im Ortskern. Nur die Kneipendichte ist fast gleich geblieben. Ich könnte ein Bier trinken gehen. Hmm, mit neun? Besser nicht. Stattdessen werde ich wach. Aufgeschreckt, weil in meinem Traum plötzlich das Kolosseum auftaucht und die Tower-Bridge. Und eine Kollegin, die damals nachweislich nicht in Trier war. Da stimmt was nicht. Da mache ich nicht mehr mit. Ich bin raus. Guten Morgen, heute!

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