Fair bleiben

Der TV tituliert den Artikel über die anstehende Beigeordneten-Wahl am 20. März mit "Ohrfeige und Kampfansage". Angeblich würden nun "Emotionen die politische Szene" prägen. Die Begründung für diese inszenierten Reaktionen wird auch gleich mitgeliefert.

Die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen sind anscheinend der Überzeugung, die andere qualifizierte Person, aber vor allem eine "unabhängige" und zurzeit noch "parteilose" Kandidatin, müsste unbedingt gewählt werden, weil hierdurch die "Erneuerung im Rathaus zum Ausdruck gebracht" würde. Beim Lesen des Artikels kann man zudem den Eindruck gewinnen, dass es bei der Erneuerungsstrategie nur um das Faktum einer Parteizugehörigkeit geht und dass die geforderte "Unabhängigkeit" auch im Einklang mit dem Wählerwillen stünde, weil doch der neugewählte OB auch als "unabhängiger" Kandidat angetreten wäre. Diesbezüglich ist der Berichtserstattung jedoch eine Richtigstellung zu entnehmen, nämlich die, dass der neugewählte OB zur SPD gehört. Was für eine Logik! Oder ist es nicht doch schon eine Taktik in Richtung "Volksverdummung"? Man spricht von Unabhängigkeit, verbindet dies mit dem Kriterium der Parteizugehörigkeit, kritisiert dann die Andersdenkenden, nur weil sie sich aus sachlichen und fachlichen Erwägungen für eine Kandidatin entschlossen haben, die ehrlich und zutreffend - ohne taktische Spielereien - ihre Zugehörigkeit zu einer Partei eindeutig bekennt. Wenn aber nur noch "Leidenschaften und Emotionen" eine Entscheidungsfindung prägen, kann man durchaus von "irrational" sprechen, so meinte es (in etwa) der Logik-Forscher Karl Popper. Soweit nun in Trier vor allem von der SPD gegenüber der CDU mehr oder weniger pauschal von "Parteibuch-Politik" die Rede ist, dann sollte wenigstens ein Mindestmaß an Vernunft die Sozialdemokraten dazu bewegen, zunächst einmal nach Mainz zu schauen, wo die so genannte "Ämterpatronage" in diesen Tagen im Zusammenhang mit dem "Ruanda-Job" zum kritischen Nachdenken Anlass gibt. Und was die Wählbarkeit der Kandidatin von CDU und UBM angeht, so möchte ich als langjähriger CDU-Fraktionsvorsitzender im Wittlicher Stadtrat (1984-2004) nur feststellen, dass man bei jeder Wahlentscheidung menschlich fair bleiben sollte. Hubert Thönes, Wittlich

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