Fasten ist Lebensgenuss

Und wie fastest du? werde ich alljährlich zu Beginn der Fastenzeit gefragt. Dabei zucke ich immer zusammen. Fasten? Ich faste nicht gerne. Ich verzichte nicht gerne auf Genuss, auf guten Geschmack. Einmal während des Studiums habe ich klassisch gefastet.

Nichts essen, nur trinken. Es hat mich gequält. Entschlackung habe ich gespürt, aber weitere Selbsterkenntnis blieb mir verschlossen - bis auf die Erinnerung an die Qual. Später habe ich es mit radikalem Schokoladenverzicht versucht. Ein Misserfolg. Verstanden habe ich das Fasten erst bei einem Blick ins Wörterbuch. "Fasten" kommt von festhalten, beobachten, festmachen. Wenn ich faste, geht es also nicht um radikalen Verzicht und rigoroses Schokoladenverbot. Fasten heißt nicht Selbstkasteiung. Fasten fragt mich: Woran machst du dein Leben fest? Beobachte dich selbst. Was gibt dir Halt im Leben? Es fragt den Christenmenschen: Ist da noch Platz für Gott in deinem Leben? Traue ich mich in die Gottesnähe? Fasten will, dass ich bewusster auf mich schaue, den Alltagstrott durchbreche und den Blick wieder auf das Wesentliche lenke. Die Fastenzeit gibt mir die Muße, darüber nachzudenken. Ich merke, was zu viel ist und wo ich mein Leben entschlacken kann. Plötzlich ist von allein mehr Zeit für Gott. Ich lasse mich nicht mehr ablenken. Zugegeben, ich bemerke auch den unnötig hohen Schokoladenkonsum. Aber dann esse ich freiwillig weniger und genieße dafür genussvoller. Seit ich weiß, dass es beim Fasten nicht um Selbstkasteiung geht, sondern um den Blick auf mich selbst, ist auch klar, wie ich faste. Ich faste mich selbst und meinen Überfluss und entdecke dafür wieder mehr Lebensgenuss. Vanessa Kluge, Pfarrerin kluge.ehrang@ekkt.deGlAUBE IM ALLTAG Fasten ist Lebensgenuss Und wie fastest du? werde ich alljährlich zu Beginn der Fastenzeit gefragt. Dabei zucke ich immer zusammen. Fasten? Ich faste nicht gerne. Ich verzichte nicht gerne auf Genuss, auf guten Geschmack. Einmal während des Studiums habe ich klassisch gefastet. Nichts essen, nur trinken. Es hat mich gequält. Entschlackung habe ich gespürt, aber weitere Selbsterkenntnis blieb mir verschlossen - bis auf die Erinnerung an die Qual. Später habe ich es mit radikalem Schokoladenverzicht versucht. Ein Misserfolg. Verstanden habe ich das Fasten erst bei einem Blick ins Wörterbuch. "Fasten" kommt von festhalten, beobachten, festmachen. Wenn ich faste, geht es also nicht um radikalen Verzicht und rigoroses Schokoladenverbot. Fasten heißt nicht Selbstkasteiung. Fasten fragt mich: Woran machst du dein Leben fest? Beobachte dich selbst. Was gibt dir Halt im Leben? Es fragt den Christenmenschen: Ist da noch Platz für Gott in deinem Leben? Traue ich mich in die Gottesnähe? Fasten will, dass ich bewusster auf mich schaue, den Alltagstrott durchbreche und den Blick wieder auf das Wesentliche lenke. Die Fastenzeit gibt mir die Muße, darüber nachzudenken. Ich merke, was zu viel ist und wo ich mein Leben entschlacken kann. Plötzlich ist von allein mehr Zeit für Gott. Ich lasse mich nicht mehr ablenken. Zugegeben, ich bemerke auch den unnötig hohen Schokoladenkonsum. Aber dann esse ich freiwillig weniger und genieße dafür genussvoller. Seit ich weiß, dass es beim Fasten nicht um Selbstkasteiung geht, sondern um den Blick auf mich selbst, ist auch klar, wie ich faste. Ich faste mich selbst und meinen Überfluss und entdecke dafür wieder mehr Lebensgenuss. Vanessa Kluge, Pfarrerin kluge.ehrang@ekkt.de

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