Fenster-Krieg

Männer, das weiß man ja, waren früher Jäger und Sammler. Und zu diesem Zwecke hielten sie sich täglich an der frischen Luft auf. Frauen, auch das weiß man, saßen in der Höhle, hüteten die Kinder und bereiteten das Essen zu.

Auch heute noch stecken Rudimente dieses Abschnittes der Menschheitsgeschichte in unseren Genen. Die Erkenntnis dazu überkam mich in unserem Großraumbüro.

Dort herrscht bisweilen dicke Luft. Schon gleich am Morgen fehlt oft der Sauerstoff fürs gute Raumklima und für einen klaren Kopf. Da hilft nur eines: Gut Lüften. Beflissen reißen meine Kollegen die Fenster auf und genießen die frische kühle Brise, die hereinweht. Dann setzen sie sich an ihren Arbeitsplatz und arbeiten fröhlich vor sich hin. So lange, bis es zieht und eine meiner Kolleginnen das Fenster wieder schließt. Damit fängt er meistens an: der Fensterkrieg.

Die einen kriegen keine Luft, weil das Fenster zu ist, die andern kriegen einen Zug, weil das Fenster auf ist. Meist endet der Kompromiss in einem gekippten Fenster - und jeder murrt still vor sich hin. Dabei wäre die Lösung doch so einfach. Chefs, alle aufgepasst! Um unser Raumklima dauerhaft zu verbessern, müssen wir einfach wieder zu einer strikten Geschlechterteilung zurückkehren. Also, es gibt ein Zimmer für die Jungs und eins nur für die Mädchen. Bei dem Jungs-Zimmer müssen alle Fenster raus. Da können sie dann das ganze Jahr über im Freien sitzen, so wie damals…

Und wir Mädchen sitzen in einem schnuckelig warmen Raum, lüften, wenn wir das Bedürfnis haben und haben nie wieder Krieg mit den Kollegen von nebenan…

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