Forderung? Feststellung!

Natürlich stimmt das: Heilige, das sind Menschen, die ihren Glauben irgendwie besonders vorbildlich gelebt haben; Nächstenliebe, sich selbst nicht so wichtig nehmen, intensives Gebets-Leben - daran macht sich das fest.

Viele Menschen haben sich erfolgreich bemüht, in diesem Sinne heilig zu werden; die Kirche schafft es gar nicht, sie alle auch heiligzusprechen. Und deswegen feiern die Katholiken heute Allerheiligen.

Aber so ganz stimmt das mit dem Heiligwerden auch nicht. Jedenfalls nicht, wenn ich ernst nehme, wie der Apostel Paulus die Christen-Gemeinden anredet. "An die Heiligen in Korinth und Achaia" - so adressiert er seine Briefe im Neuen Testament. Obwohl es in denen dann oft ziemlich fetzt. Immer mal hat er was zu kritisieren, will Zustände korrigieren, die nun wirklich nicht nach "Heiligkeit" klingen.

Trotzdem: "An die Heiligen in Rom"!? War Paulus ein Schönredner? Im Gegenteil: Er war ein großer Realist. Er hat gewusst, dass die Menschen eben zunächst mal heilig sind, statt erst heilig werden zu müssen. Denn Gott macht sie heilig. Ganz ohne besondere Übungen und Frömmigkeit - einfach, weil Gott jeden Menschen liebt. Gratis - aus lauter Gnade. Aber natürlich nicht umsonst.

Ich darf in Gottes Nähe und Liebe leben, Gott macht mich heilig. Das zu wissen, befreit zum richtigen Leben. Wer so befreit und glücklich ist, wird fast von selbst auch entsprechend leben. Liebevoller mit anderen Menschen umgehen; beten und Gottesdienst feiern, und eben auch von sich aus Gottes Nähe suchen.

Gott macht mich heilig - und dich natürlich auch! In diesem Sinne grüße ich Sie heute Morgen - mit einem Augenzwinkern und aus ganzem Herzen: Guten Tag, all Ihr Heiligen von Trier und Umgebung!

Altfried G. Rempe ist Pastoralreferent in Trier

altfried.rempe@bistum-trier.de

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