Freiheit der Kunst

Zur Kontroverse in der Kunstszene um Karl Maihoroff:

Die Verwunderung von vier Musikerkollegen darüber erschien mir begreiflich, dass ein buntes, von manchem als Allroundgenie gesehenes Element unseres Stadtbildes im TV jüngst als Verkörperung städtischer Musikkultur herüberkam. Ich persönlich, in Eigenschaft als Konzertkünstler und in Sachen Literatur Aktiver, betrachte mich denn auch nicht als Kollegen Maihoroffs. Möchte ich doch nicht, um ein Wort der Musiker aufzugreifen, als ein "Hochstapler" im Gedächtnis bleiben. Das Thema, an dem sich der Streit entzündet, ist ein weites. Man kann den in einem Klavierlied Mozarts vertonten Satz vertreten, die Welt wolle betrogen sein, und darf natürlich auch die gegenüber altem Zunftzwang als Erleichterung begrüßte Freiheit der Kunst dahingehend umentwerten, dass man statt verantworteter Freiheit - auf der Grundlage anhaltender Auseinandersetzung und Konzentration - unbegrenzte Narrenfreiheit einklagt: Freiheit der Kunst, Freiheit der Gaukler. Der Standpunkt derer dürfte das aber nicht sein, die sich redlich mühen, ihre Mitmenschen für das zu entschädigen, was sie ihnen an Vertrauen und auch an Geld entgegenbringen. Hier hat die Presse eine Verantwortung wahrzunehmen. Sie schadet der Allgemeinheit, wenn sie in vorauseilender Anpassung jeden Trend, jede Laienmeinung, jeden Sparren um des angenommenen Unterhaltungswertes willen mitträgt. Klauspeter Bungert, Trier

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