Friedhof oder Friedwald?

"Dann lassen Sie sich doch vom Förster beerdigen", sagt der frustrierte Pfarrer auf die Bemerkung eines Menschen, der am Sonntag lieber in den Wald als in den Gottesdienst geht. Der alte Theologenwitz wird dieser Tage wieder bemüht, seit es in Rheinland-Pfalz den ersten so genannten Friedwald gibt.

Ich will den Förstern solche Aufgaben gerne ersparen. Sie haben sicher anderes zu tun. Aber ich finde es bemerkenswert, dass das Thema Abschied den Weg in die Nachrichten gefunden hat. Der November bietet mit Allerheiligen und dem Totensonntag ja genügend Möglichkeiten, darüber nachzudenken. Dass es engagierte Christen gibt, die sich für die Bestattung in einem Friedwald entscheiden, macht mich nachdenklich. Es zeigt nämlich, dass es ernsthafte Gründe für eine solche Entscheidung gibt, auch wenn einige meinen, das sei theologisch nicht korrekt. Da kann ich nur sagen: Abschied braucht Gottesdienst. Es muss nämlich ein Ritual geben, das den Abschied begleitet. Eine gottesdienstliche Trauerfeier eben. Und da passiert mehr, als der beste Förster in einer solchen Situation tun könnte. In einem Trauergottesdienst wird nämlich daran erinnert, dass Abschiede notwendig sind, um wieder aufstehen zu können nach harten Tagen der Trauer und Tränen. Wie nach einer langen Krankheit ist endlich wieder möglich, aufzustehen und herumzulaufen. Christen leben ja von der Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern Auferstehung mitten im Leben ganz konkret stattfindet. Als Aufstand des Lebens gegen den Tod. Wenn es jemandem hilft, Abschied und Gedenken an Verstorbene in einem Friedwald zu begehen, dann kann ich ihm diesen individuellen Abschied lassen. Entscheidend ist für mich, dass es Orte und Gelegenheiten gibt, wo Abschied und Trauer ihren Platz haben. Zu diesen Orten gehören natürlich auch die Kirchen, in denen am Totensonntag die Namen aller verstorbenen Gemeindeglieder des letzten Jahres verlesen werden, zum Beispiel in Basilika und Christuskirche in Trier. Hier wird an Verstorbene erinnert und sich gleichzeitig der Hoffnung vergewissert, dass nicht nur der Tod, sondern auch das Aufstehen zum Leben gehören. Pfarrer Dr. Jörg Weber, Ev. Kirchenkreis Trier oeffentlichkeitsarbeit@ekkt.de

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