Gefühl der Hilf- und Ratlosigkeit

Zum Thema nächtliche Farbschmierereien in Heiligkreuz:

In den vergangenen Tagen wurde der Stadtteil Heiligkreuz gleich mehrfach von unbekannten Sprayern heimgesucht. 40 Häuser wurden Opfer sinnloser Beschädigung durch vermutlich jugendliche Täter. Angesichts des gigantischen Ausmaßes und der Heftigkeit dieser Farb-Schmierereien fällt es schwer, hierzu die richtigen Worte zu finden. Wie kann man auf solche Verwüstungen reagieren? Der Ruf nach mehr Polizeipräsenz dürfte angesichts der bekannten Personalsituation der Ordnungshüter ungehört verhallen. Eine bereits ins Auge gefasste Bürgerwehr scheint ebenfalls ein untaugliches Mittel zu sein; die Vorstellung des Zusammentreffens einer Gruppe rüstiger Rentner mit einer Horde gewaltbereiter Jugendlicher lässt allenfalls Eskalationen befürchten. Einfach nichts tun? Auch diese Lösung ist gegenüber den betroffenen Anwohnern unverantwortlich. Vielleicht aber sollte man den Versuch wagen, die Jugendlichen aus eigener Erkenntnis von solchen Taten fernzuhalten. So ist es einem engagierten Streetworker im vergangenen Jahr zumindest ansatzweise gelungen, Exzesse am Kirchenvorplatz in Heiligkreuz wenigstens zu reduzieren. Obwohl die damals begonnene Arbeit erste Früchte zeigte, wird eine Weiterbeschäftigung dieser dringend benötigten Kraft immer wieder in Frage gestellt. Die neuerlichen Vorgänge zeigen jedoch ganz offensichtlich, dass diese begonnene Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist und dringender denn je fortgeführt werden muss. Angesichts der Tatsache, dass die Stadt sich den Luxus von zwei City-Scouts leistet, ein unverständlicher Akt von Augenwischerei oder Dilettantismus. Erkannt werden muss allerdings auch, dass ein Streetworker auf Zeit die Bedürfnisse einer Stadt mit nahezu 100 000 Einwohnern unmöglich bewältigen kann. Mit den dramatischen Folgen können weder die Polizei noch irgendwelche privaten Sicherheitskräfte fertig werden. So bleibt die unbefriedigende Feststellung, keine befriedigende Antwort auf ein brennendes Probleme in Heiligkreuz zu haben. Was bleibt, ist neben den verschmierten Fassaden ein Gefühl der Hilf- und Ratlosigkeit. Klaus Wagner, Trier

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