Gehen oder bleiben?

Zugegeben: Diese Frage ist alt - auch wenn die Nachrichten aus der Trierer Caritas (TV von Donnerstag) und die Debatten danach sie mal wieder aktuell machen. Jesus selbst stellt seinen Leuten die Frage: Wollt ihr auch gehen?

Und er hat einen konkreten Anlass. Viele von seinen Anhängern - so erzählt es die Bibel - hatten sich von ihm abgewendet; sie fanden manches Wort von ihm schwer erträglich. "Wollt ihr also auch gehen?" Petrus gibt die Antwort: Zu wem denn - du bist doch die Antworten auf alle unsere Fragen.

Das, so scheint es, sieht heute mancher ein wenig anders. Fast 300 Katholiken sind in Trier 2008 aus der Kirche ausgetreten; nur gut 30 zurückgekommen. Auf viele Fragen der Menschen scheint es in Bibel und Kirche eben keine Antwort zu geben; jedenfalls keine zeitgemäße. Und wenn man dann auch noch Steuern spart…

Dabei ist es ja auch wirklich schwierig: Einerseits sollen die Christen Profil zeigen. Die Botschaft des Jesus von Nazaret soll wieder deutlicher erkennbar sein. Unbedingt! Allerdings: Da gibt es in der Bibel etwa die klare Aussage dieses Jesus zur Ehescheidung: soll nicht sein. Wenden Kirche oder Caritas diese Weisung auch arbeitsrechtlich an, dann gehen die Wogen hoch.

Ja, es ist schwierig. Eine Weisung von Jesus scheint der Nächstenliebe zu widersprechen, die ja derselbe Jesus fordert. Schwierig - aber deswegen bleibe ich trotzdem. Weil ich nach wie vor bei Jesus die wichtigen Antworten auf fast alle Fragen finde. Und außerdem hoffe ich und arbeite daran mit, dass auch meine Kirche diese Antworten für heute neu formuliert und dass sie immer versucht, im Sinne Jesu und der Nächstenliebe zu handeln. Im Zweifel auch mit Kurskorrekturen.

Altfried G. Rempe ist Pastoralreferent in Trier

Anm. d. Red.: Den Artikel "Das falsche Kreuz" über die Caritas, die einer wiederverheirateten Frau die Mitarbeit verwehrt, sowie alle Leser-Meinungen dazu finden Sie im Internet: www.volksfreund.de/extra

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