Guten_Morgen_20.6._sts

Vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Frau ein altes Bauernhaus besichtigt, das Bekannte vorbildlich saniert und zu einem echten Schmuckstück gemacht haben. Vor allem dank der handwerklichen Fähigkeiten des Bekannten, der ungezählte Stunden in dem Haus gearbeitet hat.

Bei der umfänglichen Besichtigung hörte ich meine Frau immer wieder sagen: "Tja, wenn Stephan nur ein bisschen davon könnte." Klarer Fall von wundem Punkt: Ich und meine handwerklichen Fähigkeiten, oder: Zwei Welten prallen aufeinander. Oft genug sehe ich voller Bewunderung (und auch etwas Neid), was Menschen mit ihren Händen schaffen, und dabei spreche ich nicht von Künstlern, sondern solchen, die Fliesen legen, den Hof pflastern und ähnliches können. Mit der Bezeichnung "Der hat zwei linke Hände" bin ich - leider - noch gelobt. Ist wohl auch genetisch bedingt, komme ich doch aus einer Familie, in der einer, der des Tapezierens mächtig ist, schon als Heimwerker-König gilt. Wenn ich manchmal meine handwerklichen Defizite öffentlich erwähne, heißt es: "Ist doch gar nicht so schwer, du musst dich einfach dran wagen". Als ob ich das nicht gemacht hätte. So habe ich vor vielen Jahren mal versucht, ein Autoradio in meinen Käfer einzubauen. Ergebnis: Die ganze Auto-Elektrik (die beim Käfer glücklicherweise noch sehr überschaubar war) streikte. Was ich bekam, war jede Menge Frust (und den ein oder anderen Stromschlag), was ich nicht bekam, war Musik im Auto. Ist es da ein Wunder, dass ich bei der Renovierung meines eigenen Hauses zum Tapeten ab(!)-machen und Schutt wegfahren eingeteilt wurde? Nach dem Motto: Da kann er nicht viel kaputt machen. Dabei flaniere ich gern durch Baumärkte, schaue mir die neuesten Heimwerker-Trends an und überschlage - in völliger Verkennung meiner handwerklichen Fähigkeiten - schon im Kopf, was ich bei der Aktion "20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung" sparen würde. Manchmal ist es eben nicht so einfach, Wunsch und Wirklichkeit zu akzeptieren.

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