Hilfe, er heißt Horst!

Neulich morgens fand ich meine Brille. Sie lag in Katzenerbrochenem auf dem Boden. Da hatte ich sie nicht hingelegt. Der Schuldige hieß Horst. Wir hatten ihn im August aus dem Tierheim zu uns genommen - trotz dieses Namens.

Ein süßer kleiner Kater, graubraun gestromt, mit großen Ohren und einer kleinen Stimme. Mieps macht er, wenn er Hunger hat. Mieps-quäk. So gar nicht wie ein Horst.

Selbst mein Vater, dem Katzen wurscht sind, hatte Mitleid. Ob wir Horst denn nicht vielleicht umbenennen wollten? Horst sei so… Ich wusste, was er meint. Als ich mich unbeobachtet fühlte, stellte ich mich auf den Balkon und rief, um es zu testen, ein zärtlich helles, lang gedehntes "Horst" in den leeren Garten und wusste gleich: Dieser Name musste weg. Ich klickte mich im Internet stundenlang durch riesige Katzennamen-Dateien: Asgrimur, Asterix, Attila - Gonzo, Goethe, Goliath - Hadrian, Hägar, Hairy Elvis - Odin, Ohlala… Zen, Zidane und Zwiebelchen. Vielleicht war Horst ja doch gar nicht so schlecht!

Ich merkte: So wird das nichts. Der Name musste ja auch zur Katze passen. Also schaute ich mir Horst noch mal genau an - und plötzlich fiel es mir auf: Das Stromlinienmuster auf seinen Flanken ergab auf beiden Seiten ein Wort: Es hieß Gott. In Großbuchstaben, allerdings mit nur einem T. "Schön, aber auch kein optimaler Katzenname", dachte ich. Gott. Was nun?

Horsts Herrchen machte sich auch Gedanken. Der zwiespältige Charakter der Katze (Horst biss und schlug schnurrend) erinnerte ihn an einen verstorbenen Menschen namens Theophil. Diesen Namen schlug er mir vor. Wir einigten uns auf Theo, griechisch für Gott, und fanden, dass sich das alles sehr gut traf.

So wurde aus Horst eben Theo. Und nur ganz, ganz selten, zum Beispiel, wenn er meine Brille und seinen Mageninhalt nicht dort lässt, wo sie hingehören, bereue ich, ihm einen derart herrlichen Namen gegeben zu haben.

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