Holen ist seliger wie...

Zur Kolumne "Viez-Jupp" (TV vom 3./4. Februar):

Lieber Viez-Jupp, "Holen ist seliger denn nehmen", diesen Satz habe ich schon öfter gerne unter Freunden und Bekannten ausgesprochen, vor allem, wenn welche darunter sind, die das Schicksal von woanders nach Trier verschlagen hat, und denen unser Idiom etwas fremd ist (müsste es in korrektem Trierisch nicht heißen: "Holen ist seliger wie nehmen"?). Daher habe ich mit großem Vergnügen den Artikel von Bastian Sick alias Zwiebelfisch im KulturSpiegel Nr. 2/2007 vom 1. Februar unter dem Titel "Holen ist seliger denn nehmen" gelesen. Zugegeben, die Formulierung eines solchen Satzes drängt sich geradezu auf, wenn man die hiesige Sprachpraxis kennt, noch Restkenntnisse von Bibelzitaten hat und gerne spielerisch Absurditäten in Sprache kleidet. Wie gesagt, ich habe mich bei der Lektüre des Artikels sehr amüsiert, dies auch vor dem Hintergrund, dass ich es erstaunlich fand, wie der "Spiegel" diese sprachliche Kuriosität in unserem abgeschiedenen Winkel überhaupt entdeckt hat. Daher - entschuldige bitte, lieber Viezjupp - fand ich den Kommentar in deiner Kolumne "Hart im Holen" vom 3. und 4. Februar etwas sehr provinziell und bierernst, pardon: "viezernst". Ich hatte den Eindruck, dass dein biederer Stammtisch sich durch den Artikel im KulturSpiegel verunglimpft fühlt und Satisfaktion fordert, sonst bleibt er Zwiebelfischs Veranstaltung am 10. März fern. Um dich zu beruhigen: Selbst mit inzwischen 67 Jahren habe ich als eingeborener Trierer trotz Grundschule, Gymnasium, Hochschulstudium und 40-jähriger Berufspraxis immer noch Probleme mit dem korrekten Inhalt beider Verben; im Zweifelsfall verwende ich daher in der Alltagssprache den für jeden von uns verständlichen Begriff "holen". Raimund Scholzen, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort