IHRE MEINUNG

Zum Bericht "Warum blieb die Römerbrücke stehen?" (TV vom 20. Juli):

Historische Zusammenhänge sind oft komplexer, als dies gemeinhin angenommen wird. Dass dies nicht bloß auf die antike, sondern die gesamte Geschichte zutrifft, zeigte sich erst jüngst bei der Behandlung eines Themas aus der nahen Vergangenheit der Stadt, als es um die Frage ging, weshalb die Römerbrücke nicht gesprengt wurde. Das Sprengkommando, eine Riege alter Männer, habe sich, statt den Befehl zur Sprengung der Brücke auszuführen, in einer nahe gelegenen Gastwirtschaft in der Karl-Marx-Straße dem Zechgelage ergeben und sei so in stark alkoholisiertem Zustand von den schnell anrückenden Amerikanern überrascht worden. Differenzierter findet sich dies im Buch von Emil Zenz: "Trier in Rauch und Trümmern". Nach ihm wurde die Brücke, die unter heftigem Feindfeuer lag, am 2. März gegen 2 Uhr von amerikanischen Truppen besetzt und eingenommen. Die auf der westlichen Seite postierten Verbände aus Militär, Feuerwehr, Polizei und Bediensteten der Stadtwerke (circa 800 Mann) konnten hiergegen nichts ausrichten. Von betrunkenen Volkssturmmannschaften ist dort nichts zu lesen. Diese Angaben werden auch durch neuere Literatur gestützt. Eine ebenfalls in Betracht gezogene absichtliche Verhinderung der Sprengung lässt sich nicht beweisen. Fraglich bleibt auch, ob es überhaupt einen Sprengbefehl gegeben hat, so Reinhard Bollmus im Buch von Kurt Düwell, Franz Irsigler: "Trier in der Neuzeit". Letztlich bleibt festzuhalten, dass die glücklicherweise verhinderte Sprengung der sogenannten Römerbrücke ein bis zum heutigen Tage ungeklärtes Phänomen darstellt und es wohl auch bleiben wird. Dr. Claudia Kurz, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort