Im Namen des Alarms

Ein Engländer musste wohl kürzlich für drei Monate in den Knast in Dubai. Er soll, so der Vorwurf, den Flughafenboden belästigt haben. Er hatte Liegestützen gemacht. Ich liege nicht auf dem Flughafen Dubai, sondern stehe in einem großen Trierer Kaufhaus, dessen Boden oder Regale keine erkennbare Würde ausstrahlen.

Mache mir Sorgen. Grundlos zwar, aber das ist dem Besorgt-sein herzlich egal. Vor mir türmt sich ein Ladendetektiv auf. Er musste anrücken, weil mich die Elektro-Schranke nicht ohne Alarm rauslassen will. Irgendwas in meiner Tasche will hier bleiben, im kalten Neonlicht. Aufgeregtes rotes Blinken. Ich spüre verstohlene Blicke, die mich lesen wie der Discounter-Scanner die Dosenmilch. Eins achtundneunzig! Schuldig! Alarm!Ich bin unschuldig. Aber derlei abgedroschene Barbara-Salesch-Phrasen huschen mir nicht über die Lippen. Ich würde mich gemein machen mit all den Schuldigen, die das Gleiche sagen. Einreihen in die Liga der Unschuldigen, denen die Wahrheit auch nicht geholfen hat. Ich denke an Dubai. Ich hasse Liegestützen. Vielleicht hilft ein lockerer Spruch, um die Situation zu entspannen: "Achtung beim Wühlen, Sherlock. Ich habe drei Liter Flüssigsprengstoff im Handgepäck. Nicht, dass da die drei geklauten Plasma-Fernseher klamm werden." Ich lasse es lieber. Ironie ist nicht jedermanns Sache. Ich habe nichts mitgehen lassen, stellt er fachmännisch fest. Ein Buch, das ich mir im kleinen Laden gegenüber gekauft habe, hat den Alarm ausgelöst. "Die besten Weine unter zehn Euro". Der Kassenbon steckt noch. Der Ladendetektiv verabschiedet mich ohne Entschuldigung. Aber nicht, ohne dem kleinen Buchladen die Schuld an der falschen Verdächtigung zuzuschieben. Der hat zwar keine Sicherheits-Kontrolle. Aber einer muss bekanntlich immer schuld sein. Darauf eine Kniebeuge.

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