Imageschaden

Zum Bericht "Bündnis für Familien" (TV vom 21. Juli):

Arbeiten in einer Familie beide Elternteile, ist dies volkswirtschaftlich ein großer Gewinn, insbesondere wenn Kinder in der gleichen Zeit von bezahlten Kräften betreut werden müssen. Dann gibt es nämlich gleich mehrere zusätzliche Steuerzahler, Beitragszahler in der gesetzlichen Sozialversicherung und eventuell auch Gewerkschaftsmitglieder. Ob es auch sonst sinnvoll ist, Kinder außerhalb der Familie betreuen zu lassen, sei dahingestellt. Für den Autor des TV -Artikels über das neue "Bündnis für Familien" in Trier scheint es jedenfalls keinerlei Unterschied zu geben zwischen Familienfreundlichkeit und einer Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Glaubt man seinen Worten, kann beides geradezu als Synonym gelten. Was ist also mit Projekten, die in anderer Weise familienfreundlich sein wollen? In der Sprachlogik des Artikels kann es so etwas gar nicht geben. Damit reiht sich der TV wieder einmal in die stetig wachsende Schar jener ein, die in Kindern in erster Linie eine große Belastung sehen. Familienfreundlich ist, wer dafür sorgt, dass man die Kinder vom Hals bekommt, wer Ganztagsschulen baut (angeblich wegen Pisa), wer Kitas einrichtet und wer die Betreuung steuerlich subventioniert. Die wenigen (oft kinderreichen) Unbelehrbaren, die ihre Kinder immer noch selbst erziehen und betreuen, werden in Politik und Öffentlichkeit immer mehr vergessen und zum Teil benachteiligt. Was den Verantwortlichen aber offenbar nicht auffällt, ist der Imageschaden, den alle diese "familienfreundlichen" Projekte und Maßnahmen letztlich der Familie zufügen: Wer Familienfreundlichkeit nur noch im Sinne einer verbesserten Kinderbetreuung definiert, braucht sich nicht zu wundern, wenn immer weniger Menschen sich der persönlichen Herausforderung durch Familie und Kinder gerne stellen. Andreas Wagner, Trier

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