Initiator der Dolchstoßlegende

Zur Diskussion um die Namensänderung des Hindenburg-Gymnasiums Trier (HGT):

Wiederholt hatten Gegner der Umbenennung des HGT im Volksfreund Gelegenheit, ihre zum Teil ausgesprochen einseitige Sichtweise zu Hindenburg zu publizieren. Zumindest folgende Aspekte sollten auch bedacht werden:1. Der eigentliche Sieger von Tannenberg war Hindenburgs Stabschef Ludendorff, der weitgehend die strategischen Entscheidungen traf. Hindenburg lieferte im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg eher die Mythen, erst den des Siegers von Tannenberg, später die Dolchstoßlegende. Insbesondere letztere von ihm im Reichtagsausschuss am 18. November 1919 propagierte Legende verkehrte die tatsächlichen Geschehnisse des Ersten Weltkrieges ins Gegenteil. 2. Als Hindenburgs Wiederwahl 1932 anstand, wurde er von der Zentrums-Partei unterstützt und von der SPD toleriert, um einen Reichspräsidenten Hitler zu verhindern. Diesen Hitler machte Hindenburg dann am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. Hindenburg ermöglichte mit seiner Unterschrift aber nicht nur die Ernennung Hitlers, sondern auch die sofortige Auflösung des Reichstages sowie die teilweise Aussetzung der Grundrechte und das Ermächtigungsgesetz. 3. Mit dem "Preußenschlag" Papens am 20. Juli 1932, zu dem er bereits am 14. Juli dieVollmacht erteilt hatte, ermöglichte er der Reichsregierung die politische Kontrolle über Preußen und insbesondere den größten Teil der Sicherheitskräfte im Reich. Die Bedeutung dieser Maßnahme aus Sicht der NSDAP hat Goebbels so formuliert: "Die Roten sind beseitigt. Ihre Organisationen leisten keinen Widerstand. Die Roten haben ihre große Stunde verpasst. Die kommt nie wieder."Hindenburg war eben nicht nur der vermeintlich charismatische militärische Führer und der zweimal von einer Mehrheit gewählte Reichspräsident, sondern auch Initiator der Dolchstoßlegende und ein verantwortlicher Wegbereiter des Endes der Weimarer Republik.Otmar Nieß, Trier HGT

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