Jupp und die Kultur

Was war das für ein Erlebnis im letzten Jahr. Diese tolle Konstantin-Ausstellung, und meine und Bärbels Verwandtschaft ist bei uns eingefallen wie die Heuschrecken. Jeder wollte den großen Konstantin sehen und beim Jupp Kaffee und Kuchen genießen.

Furchtbar. Ich und meine Bärbel sind dann erst auf den letzten Drücker in die Ausstellung reingehüpft. Und seitdem ist meine Bärbel ja ganz wild auf die hohe Kultur. Letzte Woche hat sie meinen Schwager Richard - also ihren Bruder sozusagen - und seine Frau Doris eingeladen. Wir könnten ja mal wieder ins Museum gehen, hat Bärbel ins Telefon gesäuselt, und schon waren sich die beiden Frauen einig. Der Richard hat mit Kultur so viel am Hut wie ich. Wiewaldi muss der Hund vom Nachbarn sein und die einzigen drei berühmten Deutschen, die mit B beginnen und die der kennt, sind Beckenbauer, Breitner und Ballack und nicht Bach, Beethoven und Brahms. Also hab' ich ganz selbstbewusst vorgeschlagen, dass wir nach Luxemburg ins Mudam, das neue Museum da fahren. Vor Wochen war ich da mit meinem Bärbel und es hat mir sehr gut gefallen. Die haben Räume so groß wie eine Kirche aber keine Ausstellungsstücke. Nur ein paar bunte Bilder hängen an den Wänden, und dann is' man schnell durch. Und im Museumskaffee gab es sogar einen Latte Macchiato mit einem Notenschlüssel drauf, da war mein Bärbel ganz hin und weg bei so viel Kultur. Aber nein, die Damen wollten unbedingt ins Landesmuseum: 100 000 Jahre Sex. "In der Kunst ist es wichtig, dass man sich selbst als Teil des Ganzen sieht, klein und bescheiden", fängt es Bärbel gleich zu dozieren an. "Und das dürfte euch beiden in dieser Ausstellung ja ganz leicht fallen." Beim Rausgehen frag' ich den Richard noch, "und wie ist das bei euch denn so?", worauf der nur meint: "Ach Jupp, der Monat geht auch so rum."

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