Klischee vom "faulen Lehrer"

Mit Verwunderung habe ich vernommen, dass die Stadt Trier jetzt schon finanzielle Mittel für ein weiteres gymnasiales Ganztagsangebot einplant, obwohl eine große Kollegiumsmehrheit des Max-Planck-Gymnasiums Trier sich gegen die derzeitige Einrichtung dieses Angebotes ausgesprochen hat.

Leider taucht sowohl im Artikel als auch im zugehörigen Kommentar wieder mal das Klischee vom "faulen Lehrer" auf. Als sei zusätzlicher Nachmittagsunterricht ein Hauptargument für die Ablehnung! Nachmittagsunterricht an Gymnasien, des öfteren bis 18 Uhr, ist die Regel. Eine auch kollegiumsbezogene Unterrichts- und Stundenplanung kann diese insbesondere wegen fehlender geeigneter Arbeitsplätze durchaus empfundene Zeitbelastung aber meistens ausgleichen. Das gleiche gilt für den Lehrer-Einsatz in einem Ganztagsangebot. Die diesbezüglichen Ausführungen rücken also die ablehnenden Kollegen in ein falsches Licht. Kann es nicht eher sein, dass wichtige Argumente für die Ablehnung ein nicht ausgegorenes Konzept und die vielen baulichen Beschränkungen sind, die ein sinnvolles und erfolgreiches Ganztagsangebot behindern. Zudem den Kollegen des MPG sicherlich bekannt ist, dass das Hindenburg-Gymnasium Trier seit über 20 Jahren trotz seines erfolgreich verlaufenen und seit einem Jahr erweiterten Ganztagsangebot bei der Stadt Trier um zumutbare bauliche Bedingungen kämpft. Obwohl die Stadt auf einen Bundeszuschuss von 70 Prozent der Bausumme zurückgreifen kann, sieht sie sich nicht in der Lage, substanzielle bauliche Erweiterungen vorzunehmen. Die gesellschaftlich gewünschte Ausweitung von Ganztagsangeboten kann nur dann erfolgreich sein, wenn die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Nur so kann die vom Schulleiter des MPG angesprochene veränderte Rolle des Lehrers, nicht nur zu bilden, sondern noch stärker an der Erziehung mitzuwirken, wie gewünscht angenommen werden! Jürgen Kühnel, Trier

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