Kräftiges Nein zum Krieg

Die Diplomaten aus 178 Staaten und Gemeinschaften, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert sind, machten einen verdatterten Eindruck, als Papst Johannes Paul II. ihnen bei der traditionellen Audienz am 13. Januar ein kräftiges Nein zum Krieg entgegenschleuderte. Kurz zuvor hatte er an Weihnachten und Neujahr, wenn viele Menschen aus allen Teilen der Welt nach Rom schauen, seine Meinung über Krieg und Frieden dargelegt. Unermüdlich wiederholte der durch sein Amt und sein Alter körperlich geschwächte Papst, dass Gewalt kein geeignetes Mittel ist, um Probleme zwischen Menschen und Völkern zu lösen. Seit 25 Jahren verkündet Johannes Paul II. seine Friedensbotschaft ganz regelmäßig zum Weltfriedenstag am 1. Januar und bei verschiedenen anderen Anlässen. Zwischen Nazis und Kommunisten aufgewachsen, besitzt er eine große Sensibilität gegenüber der Spirale von Gewalt und Krieg. Er versucht das, was ihm möglich ist, um die Menschheit vor dem Unheil, das davon ausgeht, zu bewahren. Die Gräuel der beiden Weltkriege Verdun, Stalingrad, Hiroshima, das er 1981 besuchte, und viele andere Kriegsschauplätze haben sich in seinem Kopf und seinem Herzen tief eingeprägt. Sein Anliegen ist, Menschen und Völker miteinander zu versöhnen. So flog er 1982 während des Konfliktes um die Falkland-Inseln kurz nacheinander nach London und Buenos Aires. Im Golfkrieg 1991 verurteilte er jeden Tag in einer eigenen Botschaft den Waffengang zwischen den betroffenen Nationen. 1992 ließ er in den Katechismus der katholischen Kirche die genauen Bedingungen, die eine legitime Verteidigung mit militärischer Gewalt rechtfertigen, hineinschreiben. Dort wird auf die Zerstörungskraft moderner Waffen hingewiesen und darauf, dass mit einem Krieg Tod und Verletzung unzähliger Zivilisten auch Frauen und Kinder und die Zerstörung der Umwelt verbunden sind. Ein Krieg gegen den Irak so betont der Papst würde darüber hinaus die muslimische Welt, für die er seit Jahren mit freundlichen Worten nicht gespart hat, noch mehr Aufruhr gegen die christliche, westliche Zivilisation bringen. Es ist gut, dass eine Autorität wie Johannes Paul II. sich in dieser Weise für den Frieden einsetzt, ohne auf irgendeine politische Macht Rücksicht zu nehmen. Er lässt sich von der Friedensbotschaft Jesu leiten. Als Gottesmann und Menschenfreund ist er offensichtlich überzeugt, dass sich die Sache des Friedens auf Dauer durchsetzen wird. Hoffentlich auch schon in den nächsten Tagen und Wochen, in denen es sich entscheiden wird, ob es zum Krieg gegen den Irak kommt. Josef Schönborn (Regionaldekan)

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