Aber dass sie jetzt auch noch unser Sivestermenü revolutionieren will, geht entschieden zu weit! Seit Jahrzehnten gibt's bei uns im ersten Gang einen Aufgesetzten, um den Magen aufzuwärmen. Dann kommt im Hauptgang Kartoffelsalat mit Fleischwürstchen, begleitet von ordentlich Viez. Es folgen Krumbereschniedscher und noch mehr Viez. Und am Schluss gibt's wieder Aufgesetzten. Was soll denn da dran bitteschön unmodern sein? Aber meine Bärbel will plötzlich zum Jahreswechsel Prosecco trinken, und das auch noch mit Strohhalmen aus kleinen, goldenen Dosen. Das gäb's bei Paris Hilton auch immer, sagt sie. Und dann soll's chinesisches Fondue geben. Da hält man in kleinen Tee-Sieben Brokkoli und Paprikastücke und mageres Hühnerfleisch in magere, kochende Brühe, bis es gar ist. Wer soll denn davon satt werden? Und vor allem: Wer braucht bei so wenig Fett hinterher schon einen Aufgesetzten? Aber den Schnaps hat Bärbel sowieso schon gestrichen. Stattdessen gibt's Espresso in wahnsinnig winzigen Tässchen aus dem wahnsinnig teuren Kaffeeautomaten, den sich die Bärbel selbst zu Weihnachten geschenkt hat. Ich hab mal umgerechnet: Wenn man den sündhaften Anschaffungspreis, den Strom fürs Aufheizen des Apparats und den teuren Spezial-Kaffee (aus Äthiopien muss er sein, sagt meine Bärbel) auf die Tasse umrechnet, dann könnte man dafür beinahe auch ins Café gehen und sich da ganz gemütlich bedienen lassen. Das werd' ich gleich mal meiner Bärbel vorrechnen - dann vergeht ihr das Modernseinwollen vielleicht. Und ich bekomme an Silvester Kartoffelsalat und Krumbereschniedscher. Na dann: Prost und Guten Rutsch!