Kurzsichtiger Schritt

Zum Artikel "Demo auf kurzen Beinen" (TV vom 27. August):

Befasst man sich mit dem Trierer Schulentwicklungskonzept, das die Qualität und die Finanzierbarkeit der Schulen sichern soll, fällt auf, dass bei fast allen Schließungskandidaten "niedrige Auslastung" und "geringe Entwicklungsaussichten bei der Schülerzahl" festgestellt werden. Doch das trifft gerade auf die Egbert-Grundschule, die als eine der ersten bereits 2010 geschlossen werden soll, eben nicht zu. Mit rund 160 Schülern ist sie von der 1. bis zur 4. Klasse zweizügig und räumlich voll ausgelastet, und da im Ostviertel Gartenfeld viele Familien mit Kindern wohnen, die im Lauf der nächsten fünf bis sechs Jahre einzuschulen sind, wird der Bedarf an einer dort angesiedelten Grundschule auf absehbare Zeit weiter bestehen.

Diese florierende Schule wegzurationalisieren und die Kinder in die nur zu 21 Prozent ausgelastete Grundschule Olewig zu verschieben, würde der Stadt zwar finanzielle Vorteile bringen, von der angeblich angestrebten "Gewährleistung einer tragfähigen, wohnstandortnahen Erreichbarkeit" könnte dann aber hier keine Rede mehr sein.

Auch stadtplanerisch wäre ein solcher Schritt kurzsichtig, denn ein innenstadtnahes Wohnviertel, in dem und von dem aus vieles zu Fuß oder per Rad erledigt werden kann, und in dem sich eine gesunde und stabile Einwohnerstruktur gebildet hat, würde ohne Grundschule erheblich an Attraktivität für junge Familien verlieren und dadurch mittel- bis langfristig seinen in den letzten Jahren gewonnenen Einwohnernachwuchs wieder einbüßen. Der allgemeine Trend zur Verlagerung des Wohnens nach außen würde dann auch hier verstärkt greifen, mit allen oft beklagten negativen Folgen wie Ausdünnung und Überalterung der Einwohnerschaft und Lädensterben in der Kernstadt, zunehmende Verkehrsströme in allen Stadtbereichen und weiterer Flächenverbrauch.

Monika Graf, Trier

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