Leben an der Schneise

S tammtisch- Kumpel Horst hat eine "Runde aus besonderem Anlass" spendiert. Er wolle die "Goldene Serie" begießen. Die hat nicht etwa was mit Glücksspiel zu tun, sondern mit Pech. Horsts Pech: Er wohnt in der Böhmerstraße.

Eigentlich eine tolle Lage. Altstadt, alles, was man zum Leben braucht, ist ganz in der Nähe. Allerdings gibt es ganz in der Nähe auch das, was man nicht braucht: die Großbaustelle der Trier-Galerie. Die komplettiert Horsts Dreier-"Serie". Los ging es 1998 mit dem Abriss der Pestalozzi-Schule und dem Bau des neuen City-Parkhauses: "Sämtlicher Baustellenverkehr ist bei uns vorbei gebrettert. Sechs Tage die Woche von früh bis spät. Die Laster haben nicht nur einen Mordslärm gemacht, sondern auch Straße und Häuser mit Matsch und Staub versifft." Kaum stand das Parkhaus, ging es gegenüber am Nikolaus-Koch-Platz von vorn los: Abriss des alten Volksfreund-Verlagshauses und Bau des Plaza-Carree-Komplexes: "Wenn Nikolaus Koch das gewusst hätte", brummte Horst und prostete auf den Verleger-"Zar", der letzten Montag vor 25 Jahren gestorben ist. Als 2002 die Neubebauung am Koch-Platz fertig war, glaubte Horst, endlich Ruhe zu haben. Doch vor einem Jahr startete das Mega-Projekt: Abriss Paulinus und altes Parkhaus. Heidewitzka: Trümmer und Aushub werden durch die Böhmerstraße weggekarrt, und in Gegenrichtung rollt Baumaterial heran. Mit dem Verkehr müsse man leben, meint Horst. Nicht aber mit dem Dreck, überlautem Lärm und Nichteinhalten von Verkehrsregeln. Nun ist er gespannt, ob bei der Eröffnung der Trier-Galerie im Herbst 2008 an die geplagten Nachbarn gedacht wird. "Man könnte uns ruhig mal 'ne Runde spendieren." Prost!

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