Lebensmüde

In Deutschland starben im Jahr 2002 nahezu doppelt so viele Menschen durch Selbsttötung (Suizid) wie durch den Straßenverkehr. Zwar nimmt die Zahl der Suizide ab, andererseits steigt die Zahl der männlichen Suizidopfer an.

Die Gründe für den Tod durch eigene Hand sind vielfältig. Suizidalität ist ein komplexes Phänomen; in der Regel ist sie Folge einer psychischen Erkrankung, einer Depression, Sucht oder Psychose. Oder sie tritt als Reaktion auf eine schwere seelische Krise auf, die als ausweglos erlebt wird. Ein vollendeter Suizid ist eine entsetzliche menschliche Katastrophe, Angehörige und Freunde werden oft und noch lange von Schuldgefühlen geplagt. Aber was kann man als Angehöriger oder Freund im Vorfeld tun? Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihre Umwelt. Nehmen Sie Veränderungen bei Ihren Mitmenschen bewusst wahr, zum Beispiel vermehrter Rückzug, verändertes Kontaktverhalten, sozialer Rückzug, vermehrter Alkoholkonsum. Brechen Sie das Tabu! Sprechen Sie das Thema offen an: "Haben Sie in letzter Zeit daran gedacht, alles hinzuschmeißen... sich das Leben zu nehmen?" Haben Sie keine Angst! Eine Selbsttötung kann durch ein solches Gespräch nicht verursacht werden. Im Gegenteil erleben viele suizidale Menschen ein Gespräch als große Entlastung und möchten sprechen. Bemühen Sie sich, auch wenn es schwer fällt, um eine Haltung, die Verständnis statt Moral, Verurteilung und Werten signalisiert. Nehmen Sie sich genügend Zeit! Achten Sie auf Ihre innere Stimme: Mache ich mir wirkliche Sorgen, interessiert mich seine/ihre Geschichte, lässt mich das kalt? Suizidale Menschen sind oft in ihrem Kontaktverhalten zwiespältig, sie senden widersprüchliche Signale aus. Organisieren Sie professionelle Hilfe, wenn die Situation für Sie unüberschaubar wird. Ansprechpartner sind zum Beispiel der Hausarzt, der Facharzt für Psychiatrie, die Beratungsstellen oder die Gesundheitsämter. Hilfreiche web-sites zum Thema sind beispielsweise www. neuhland.de, www.-forlife.de. Dr. Andreas Klein, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Gesundheitsamt Trier-Saarburg

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