Lecker essen mit dem OB

Ich und Bärbel hatten diese Woche Hochzeitstag. Fragen Sie mich bloß nicht, den wievielten. Ich hab' mich ja noch nicht mal an das Datum unserer Eheschließung erinnert. "Na gut", habe ich zu Bärbel gesagt, "dann gehen wir heute Abend eine schöne Porz Viez trinken, nur du und ich, ganz gemütlich." Da hätten Sie mal meine Allerliebste hören sollen.

Ich habe meine Ohren zwar schnell auf Durchzug gestellt, aber den Anfang des ultimativen Bärbel-Brüllers hab' ich noch mitbekommen. "Wenn du nicht willst, dass der heutige Hochzeitstag unser letzter ist...." "Na gut, mein Schatz", hab' ich demutsvoll eingelenkt, "dann machen wir heute Abend mal ein richtig schönes Kändelleit-Dinna in einem tollen Trierer Restaurant." Während meine Bärbel noch überlegte, was der Haken an der Sache sein könnte, habe ich uns einen Tisch in einem Viersterne-Tempel an den Kaiserthermen bestellt. Wir beide also abends rein in den besten Zwirn (meinen hatte ich, glaube ich, vor 20 Jahren das letzte Mal an) und rauf in das Gourmet-Restaurant. Auweiha! So richtig wohl habe ich mich da zunächst nicht gefühlt. Alles ein bisschen etepetete. "Darf ich den Herrschaften als Aperitif vielleicht ein Gläschen Sekt bringen", hat der Ober gefragt, nachdem er uns aus den Jacken geholfen und zum Tisch geführt hatte. "Gerne", hat Bärbel gezwitschert, während ich nur wissen wollte: "Habt ihr auch Porz Viez?" Der Ober guckte noch leicht verdutzt, da kam plötzlich unser scheidender OB Helmut Schröer mit einer ganzen Horde Leute hereinmarschiert. "Das sind alles Trierer Journalisten", hat die neunmalkluge Bärbel mir zugeraunt. Der OB hat sich jedenfalls bei den Damen und Herren für die gute Zusammenarbeit in all den Jahren bedankt, gesagt, dass er den Journalisten ja jetzt einen ausgeben könne, ohne in den Verdacht der Bestechung zu geraten, und dann sind alle zum Buffet und haben sich die Teller voll geladen. Ich und Bärbel übrigens auch. Alles vom Feinsten. Nach dem Essen bin ich rüber zum OB, um "Hallo" zu sagen und natürlich "danke" für das leckere Buffet. Schröer hat nur gemeint, ich solle mich setzen und fing an zu erzählen: dass er nach der Pensionierung erstmal total lange Urlaub in Italien macht, dann an der Uni Vorlesungen hält, ein Buch schreibt und noch 1000 andere Sachen machen will. Ich fand's super neben dem OB, während meine Bärbel an ihrem Tisch sitzen blieb und sauer durch die Gegend guckte. "Nächstes Jahr", hat sie mir später noch gesagt, "bleiben wir am Hochzeitstag wieder daheim."

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