Macht hoch die Tür...

Außerhalb der Advents-Zeit kommen die Stehenbleiber meist auf Flughäfen vor. Der Flugzeug-Inhalt drängt aus der Maschine, schiebt sich im Gänsemarsch durch enge Zubringerbrücken. Jetzt kommt der große Moment der Stehenbleiber: Trolley aufrecht, Handy raus. Du Schatz, ich bin jetzt gerade gelandet...? Zwei bis drei solcher Typen können verhindern, dass sich die genervte Passagier-Traube in erleichterte Einzel-Menschen auflöst.Viele Stehenbleiber erleben allerdings erst in der proppenvollen Innenstadt rund um den Weihnachtsmarkt ihre hohe Zeit: An den Eingängen der Geschäfte, in diesem Trubel ohnehin an der Kapazitätsgrenze, bieten sie alle Facetten ihres Verhaltens. Übel sind manche Raucher: Zwei Schritte nach Erreichen der rettenden Frischluft heißt es: stehen bleiben, in den Taschen kramen, Kippe an. Die tütenbepackte Menschenmasse gerät ins Stocken. Regen potenziert den Flaschenhals-Effekt. Dann kommen die Stehenbleiber mit Schirm hinzu, die umständlich ihren Regenschutz aufspannen - und dadurch ihren Platzbedarf im knappen öffentlichen Raum locker verdreifachen.

Schlimmer jedoch - und das muss gesagt werden dürfen - sind Mütter oder Väter mit Kinderwagen, die, von draußen kommend, Einlass gefunden haben. Sofort nach Passieren des Glasportals stoppt der Stehenbleiber-Typus abrupt. Als würde der liebe Nachwuchs sonst binnen Sekunden in der warmen Luft bei lebendigem Leibe gegart, wird er hektisch von Handschuh, Schal und Mütze befreit.

Am Samstag kam der Menschenaustausch in einem Trierer Kaufhaus minutenlang völlig zum Erliegen. Die Oberliga der Stehenbleiber war auf die Königsklasse getroffen: Ein rauchender Regenschirmbesitzer wollte raus, eine einkaufende Mutter mit Mobiltelefon am Ohr wollte rein. Es war ein großer Kinderwagen. In ihm saßen Zwillinge. Der Dudelfunk spielte wie zum Hohn: Macht hoch die Tür...

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