Mensch…Erwin Huber

Jetzt haben Sie uns aber mal wieder richtig gezeigt, wie das funktioniert mit der Politik. Wenn einen die Wähler nicht mehr leiden können, packt man einfach das Füllhorn aus und lässt die Milliarden nur so unters Volk rieseln.

Motto: "Wer will noch mal, wer hat noch nicht!", wie an der Losbude beim Oktoberfest. Man kennt das noch aus der eigenen Kindheit: Der Onkel, den keiner mochte, musste immer die größten Geschenke mitbringen, damit er auch mal ein Lächeln erntete. Allerdings hat der die Präsente wenigstens aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt. Was man von Ihnen nicht behaupten kann. Wobei sowieso völlig unklar ist, wer die ganze Chose eigentlich finanziert. 28 Milliarden Steuergeschenke wollen Sie verteilen, dabei kriegt (O-Ton Huber) "jeder mehr netto", "keiner wird schlechter gestellt", und "der Bundeshaushalt wird trotzdem konsolidiert". Der letzte, der so was geschafft hat, stand auf einem Berg und bekam mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen satt. Aber, ehrlich gesagt: Selbst einem noch so frommen Bayern traue ich das nicht so recht zu. Schon gar nicht, wenn er gelernter Steuerinspektor ist und zu Zahlen eigentlich ein halbwegs rationales Verhältnis haben müsste. Nicht, dass ich kein Verständnis dafür hätte, dass Sie mal ein bisschen auf die Pauke hauen wollen. Es muss schon nerven, wenn einen die Berliner Koalitionspartner behandeln wie den Zahlkellner im Hofbräuhaus. Auf solche Ideen wie Sie könne man "eigentlich nur im Vollrausch kommen", hat der freche Arbeitsminister Scholz gesagt. Und Ihre Kompagnons von der CDU waren im Ton etwas höflicher, aber in der Sache kaum minder deutlich. Gar nicht zu reden von der Presse: Ihre Münchner AZ barmte "Schon wieder eins auf die Nase", und der böse "Spiegel" wähnte die CSU schon "auf dem Weg zur Regionalpartei". Das tut richtig weh. Aber am meisten schmerzt, dass sie in Bayern tatsächlich schon anfangen, den Edi Stoiber zu vermissen. Den hat zwar am Ende auch keiner mehr so richtig ernst genommen, aber im Gegensatz zur amtierenden Doppel(null)lösung Güntwin Hubstein war er wenigstens satirefähig. Wenn heute eine Huber-Karikatur veröffentlicht wird, rufen die Leute an und fragen, wer das denn sei. Und beim "Derblecken" am Starkbieranstich auf dem Nockherberg fand sich kein Schauspieler, der Sie halbwegs überzeugend verkörpern konnte - wie auch, bei einem Mann ohne Eigenschaften. Na ja: In der Politik ist letztlich nur der Wahltag Zahltag - wir werden also sehen. Und falls alle Stricke reißen und Essig ist mit der Politik-Karriere: Der Bayerische Rundfunk soll, wie man hört, darüber nachdenken, die beliebte Fernsehserie "Und die Tuba bläst der Huber" aus den 80er Jahren wieder aufleben zu lassen. Da wäre die Titelrolle noch frei. Dieter Lintz

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