Mobbing-Vorwurf wird verharmlost

Zu den Vorgängen in der Kindertagesstätte Schneidershof:

In der Gruppe meiner Kinder gab es in etwas mehr als einem Jahr sechs verschiedene Erzieherinnen. Von diesen erkrankten drei an den Folgen des katastrophalen Arbeitsklimas, eine bei Kindern und Eltern sehr beliebte Erzieherin wurde aus unerfindlichen und ungenannten Gründen nach Ablauf ihres Vertrages nicht weiterbeschäftigt. Die Erzieherin, die nun vor dem Arbeitsgericht gegen ihre Kündigung klagt, versucht seit Anfang des Jahres, an ihre Arbeitsstelle zurückzukehren (also nicht nach anderthalb Jahren Krankheit, wie in Leserbriefen behauptet). Es wurden ihr aber vom Vorstand des Trägervereins und von der Leiterin der Einrichtung so viele Steine wie nur irgend möglich in den Weg gelegt. Unglaublich finde ich die Verharmlosung des Mobbing-Vorwurfs. Was in diesem Kindergarten abgegangen ist und möglicherweise immer noch abgeht, ist so haarsträubend, dass es kein Wunder ist, dass Leute krank werden oder sich schleunigst neue Stellen suchen (sogar die wunderbare Köchin!). Darüber kann man nicht einfach hinweggehen. Zwei der betroffenen Erzieherinnen arbeiten ebenso wie die Leiterin schon viele Jahre in der Einrichtung. Die Qualität des Kindergartens wurde in den Augen vieler Eltern nicht zuletzt von ihnen getragen. Wenn es also darum geht, die alte Qualität zu erhalten, muss es vor allem darum gehen, die ‚alten' bewährten Erzieherinnen zu halten. Warum sieht der Vorstand nicht darin seine Aufgabe? Warum scheint sich seine Fürsorgepflicht gegenüber den Angestellten nur auf die Leiterin zu beschränken? Es fällt schwer, an die Mär vom überforderten, von den Ereignissen überrollten Vorstand zu glauben, vor allem beim Vorsitzenden Jörg Zisterer. Er ist seit vielen Jahren in dieser oder ähnlichen Positionen beschäftigt und sollte etwas Erfahrung und Kompetenz mitbringen. Eindeutig falsch ist der Vorwurf der Lesebriefschreiberinnen, es sei nicht versucht worden, die Probleme intern zu regeln. Sowohl die betroffenen Erzieherinnen als auch einige Eltern haben sich seit einem Jahr immer wieder hilfesuchend an den Vorstand gewandt und es hat ungezählte Gespräche gegeben. Der Weg an die Öffentlichkeit war die letzte Chance, etwas zum Besseren zu bewegen. Birgit Schneck, Butzweiler

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort