Zum Thema Ladenöffnung sind im TV in den vergangenen ten Wochen eine Reihe von Berichten erschienen, die einen völlig falschen Eindruck von der Realität widerspiegeln können. Es sei zunächst einmal dahingestellt, wer überhaupt verlängerte Öffnungszeiten will oder sich diese leisten kann. Die Einzelhändler als Ganzes mit Sicherheit jedenfalls nicht, sonst wären beispielsweise am Donnerstag, 28. Dezember, bis auf wenige Ausnahmen nicht nahezu alle Geschäfte in Trier vorzeitig geschlossen worden. Was die geradezu abenteuerlich anmutenden Umsatzzuwächse angeht, ist zu klären, ob es sich um seriöse Zahlen handelt. Wenn teilweise Nachlässe im zweistelligen Bereich ab 19 Uhr propagiert werden, ist die damit verbundene Strategie mehr als durchsichtig, abgesehen einmal davon, dass hinter vorgehaltener Hand von den Beteiligten ein völlig anderes Ergebnis genannt wird. So schön lange Öffnungszeiten aus Sicht weniger Kunden sein können, muss jedem klar sein, dass eine solche Leistung nicht zum Nulltarif zu haben ist. Zur Beibehaltung der Beratungsqualität müsste mehr Fachpersonal eingestellt werden, das aufgrund dauerhaft fehlender Mehrumsätze nur über eine Anhebung der Preise finanziert werden kann. Eine derartige Verfahrensweise würde der Kunde ebenso wenig mitmachen wie die logische Konsequenz daraus, auf Service und Beratung verzichten zu müssen. Nach einer Studie der BBE Unternehmensberatung sind die Handelsumsätze seit 1992 unverändert, lediglich die Verteilung hat sich innerhalb der bestehenden Handelsstrukturen zum Teil gravierend verschoben. Danach gehören die Kauf- und Warenhäuser mit einem Umsatzverlust von fast 36 Prozent zu den absoluten Verlierern. Im Kampf um den Kunden zählen offensichtlich noch andere Fakten. Nach meiner Einschätzung wird in Trier der lange Donnerstag bis 22 Uhr, zumindest auf Dauer, nicht zu einer repräsentativen Einrichtung. Dies soll nicht bedeuten, dass im Einzelfall, wie in der Vergangenheit wiederholt praktiziert, die Händlerschaft bei besonderen Anlässen verlängerte Öffnungszeiten, gegebenenfalls auch zu Nachtzeiten, anbietet, sofern dies sinnvoll erscheint. Georg Kern, Trier