Normale Entbindung versus Kaiserschnitt

Es gibt zwei Wege, auf denen ein Kind geboren werden kann: durch die Scheide der Mutter, der so genannte vaginale, natürliche Geburtsweg, und über einen Schnitt am Unterbauch, den Kaiserschnitt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird er angewendet, wenn für Mutter oder Kind Gefahr droht.

So können bei der Mutter zum Beispiel eine Beckenverengung, Allgemeinerkrankungen oder erst während der Geburt auftretende krankhafte Befunde und beim Kind beispielsweise Anomalien von Lage oder Größe, Frühgeburten oder ein auffälliges Herzschlagmuster einen Kaiserschnitt erforderlich machen. Vor jedem Kaiserschnitt wird die Patientin über mögliche Komplikationen aufgeklärt. Eine Verletzung innerer Organe, größerer Blutverlust oder eine Thrombose im Wochenbett sind nur einige. Schwerwiegende Erkrankungen oder sogar Todesfälle als Geburtsfolge kommen deutlich häufiger vor als nach normaler Entbindung. Der Krankenhausaufenthalt ist länger, eine ambulante Geburt nicht möglich, die Frauen erholen sich langsamer und sind erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder voll belastbar. In letzter Zeit werden Hebammen und Geburtshelfer zunehmend mit dem Thema "Kaiserschnitt auf Wunsch" konfrontiert. Immer mehr Frauen möchten ihr Kind ohne medizinische Notwendigkeit per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Hauptgrund ist der Wunsch, den Geburtstag zu planen. Es soll ein "schönes" Datum sein, astrologisch günstig, womöglich soll es auf Opas Geburtstag fallen oder einfach in den Terminkalender von Patientin oder Ehemann passen. Seltener werden schlechte Erfahrungen bei vorangegangener Geburt, Angst vor einer möglichen Schädigung des Kindes oder die Schonung des Beckenbodens als Gründe genannt. Auch nach ausführlicher Aufklärung über Vor- und Nachteile der beiden Geburtsformen können die Ärzte manche Frauen nicht überzeugen, die natürliche Form der Geburt (mit der eventuell gewünschten Schmerzerleichterung) anzustreben und notfalls bei ungünstigem Verlauf oder drohender Gefahr den Ausweg Kaiserschnitt zu wählen. Dr. Barbara Noldin-Bretz, Fachärztin für Frauenheilkunde, Mutterhaus Trier

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