OB-Kandidaten im Dunkeln

Oh Maju!" hat meine Bärbel letzte Woche gestöhnt, "jetzt geht das wieder los". Ich dachte erst, sie schimpft übers Wetter oder die Champions-League und spielte einfach "toter Mann". Beim dritten "Maju" blieb mir aber keine andere Wahl als nachzufragen.

Es stellte sich heraus, dass mit "das" der OB-Wahlkampf gemeint war. Bärbel war nämlich letzten Dienstagabend, als ich meinen Viez-Stammtisch hatte, mit ihrer Freundin Christa auf dem Kornmarkt. Und weil da am Casino eine Schlange bis runter vor die Tür stand, hatten sich die beiden einfach mal angestellt. "Et könnt ja wat für lau gewen", meinte Christa. Aber als sie nach einer halben Stunde oben waren, gab's da nur die Wahlkampferöffnung von Klaus Jensen, dem parteiunabhängigen Kandidaten von der SPD. Gerade als Bärbel reinkam, erzählte der was von einer "Aktion 906". Der Mann will tatsächlich alle 906 Trierer Straßen im Wahlkampf besuchen. "Maju", sagt Bärbel, "da traut man sich ja abends gar nicht mehr vor die Tür. Wenn da einer im Dunkeln rumsteht, ist es womöglich ein OB-Kandidat, der sein Pensum noch zu erledigen hat". Aber der Jensen muss ja auch was tun, nachdem Konkurrent Holkenbrink seit Wochen bei jedem Termin auftaucht, wo mehr als drei Trierer zusammenstehen. Besonders da, wo er sich sonst nie hat blicken lassen. "Wart ab, demnächst springt der im Südbad noch zur besten Tageszeit vom Fünfer", hat Bärbel neulich gelästert. Und mein Nachbar Franz, der Schreinermeister, hat mir ganz im Vertrauen erzählt, dass der Holkenbrink sogar einen Wahlkampfberater aus Nordrhein-Westfalen engagiert hat. Jetzt, nachdem der Herr Schlechtriemen, der Ex von der City-Initiative, aus seinem geplanten Wahl-Kompetenzteam wohl rausfällt. Ich fänd's ja schön, wenn man die beiden Kandidaten demnächst mal direkt vergleichen kann. Der Jensen hat im Casino jedenfalls gesagt, an ihm würde es nicht hängen.

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