Quanten für die Füße

Diese Woche hatte ich frei. Weg fahre ich nie, denn wenn es anderswo schöner wäre, kämen ja nicht alle Touristen nach Trier. Von diesem Wochenende an sollen es ja noch mehr werden, wenn von dem Konstantin endlich nicht mehr nur die Käsquanten zu sehen sind.

Jedenfalls hab ich zu meiner Bärbel gesagt: "Komm, lass uns mal den Riegel gucken gehen." - "Welchen Riegel?", hat sie gefragt. - "Ei, den von diesem rechteckigen Star-Architekten, wie heißt er noch, Ungers! Das neue Ding da an den Kaiserthermen, über das sich der Pitter beim Stammtisch jedesmal so aufregt, dass wir ihm Einwürfel in seine Porz schaufeln, um sein Mütchen zu kühlen." Beim nächsten Mal braucht er eine Extra-Portion Eis. Denn, was soll ich sagen, ich finde das Ungers-Ding richtig gut! Endlich kommen die Kaiserthermen mal zur Geltung, die Dimensionen werden sichtbar, besonders von dem Turm aus. Man kann sich jetzt viel besser vorstellen, wie das bei den Römern so war - auch, weil das im Museum richtig gut erklärt wird. "Genau so unterstreicht man mit moderner Architektur ein antikes Baudenkmal", habe ich zu meiner Bärbel gesagt. Hatte ich irgendwo gelesen. Sie hat ein bisschen komisch geguckt, aber ich glaube, sie war beeindruckt. Als wir dann in Richtung Basilika spaziert sind, hätte ich beinahe auch eine Porz mit Eis gebraucht. Steht doch - direkt neben dem schönen, neuen Riegel - auf dem Busparkplatz an der Weberbach eine Willkommens-Tafel, die gefühlte 50 Jahre alt ist. Altbackene Schrift, vergilbt, Werbung drauf für die Kabinenbahn. Die werden sie ja hoffentlich noch dieser Tage austauschen! Denn wenn das der erste Eindruck ist, den die Touristen von Trier haben, ist das ganze Image-Gedöhns mit den Marmorquanten und so ja wohl für die Füße.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort