Rückfahrt in drei Akten

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen und auch ganz viel lesen. Meine erste - und zugleich letzte - Bahnfahrt im zu Ende gehenden Jahr führte mich nach Hamburg. War meine knapp siebenstündige Hinreise mit nur zweimaligem Umsteigen noch sehr entspannend und für die Lektüre des TV, der "Süddeutschen Zeitung" und der "Bild" geradezu prädestiniert, so entwickelte sich die Rückfahrt am Freitagnachmittag zum Umsteige-Krimi.

Was ist schon "16 Uhr 50 ab Paddington" mit der legendären britischen Schauspielerin Margaret Rutherford als "Miss Marple" im Vergleich zu dem, was ich ab 12.47 Uhr ab Hamburg Hauptbahnhof erlebt habe?

Der erste Akt des Umsteige-Dramas spielte sich in Hannover ab. Acht Minuten Zeit zum Umsteigen, nur zwei Minuten Verspätung - alles läuft nach Plan. Denkste! Das Ankoppeln im Bahnhof gerät zur fünfminütigen Geduldsprozedur, nur 60 Sekunden verbleiben zur Hast auf den anderen Bahnsteig. Kaum zu schaffen, aber ich setze auf die obligatorische Verspätung der Deutschen Bahn - und in der Tat: Der ICE nach Köln steht noch da. Rein in den Zug, 20 Sekunden später startet die Fahrt.

Ein unplanmäßiger Stopp auf freier Strecke bringt mich erneut ins Rotieren: Was erwartet mich beim zweiten Akt in Köln? Ein Blick in den Fahrplan lässt mich durchatmen: Mein Anschlusszug nach Koblenz fährt am gegenüberliegenden Steig ab, da werden sieben Minuten Umsteigezeit doch hoffentlich reichen. Doch weit gefehlt! Der IC nach Koblenz ist pünktlich abgefahren - welch Wunder und Schicksalsschlag zugleich! Da bleibt nur die Variante mit dem Eifel-Mosel-Regionalexpress durch die Eifel. Der ist zuverlässig, hat also einige Minuten Verspätung, so dass ich ihn noch erreiche.

In Gerolstein muss ich zwar noch einmal umsteigen, aber 13 Minuten Puffer dürften doch reichen… In der Sprudelstadt ist der Drei-Akter dann komplett: Satte 25 Minuten Verspätung waren dem Anschluss-"Express" nach Trier zu lange, er ist schon abgedüst. So bleiben mir 60 Minuten, um das Gerolsteiner Bahnhofsviertel zu erkunden. Zwei Stunden später als ursprünglich geplant erreiche ich nach neun Stunden Eisenbahn-Romantik Trier Hauptbahnhof. Mehr kann man als Bahn-Kunde nun wirklich nicht verlangen.

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