Reformation heißt Veränderung

Ich wünsche mir, dass alles so schön bleibt, wie es ist." Das ist der fröhliche Beitrag einer Konfirmandin im Unterricht zum Thema Wünsche. Ich dachte immer, zu Jugendlichen gehört die Sturm-und-Drang-Phase.

Kein Stein bleibt auf dem anderen, alles wird anders. Veränderung ist angesagt.

Jedenfalls war das die Erkenntnis vor fast 500 Jahren. Der heutige Reformationstag ist schließlich auch die Erinnerung daran, dass nicht alles beim Alten bleiben soll. Weil die erlebte Kirche nicht mehr das war, was sie eigentlich sein sollte. Aber auch, weil die mittelalterliche Gesellschaft für Neuerungen offen war.

In dieser Woche erleben wir auch Veränderungen. Ein Waisenkind vietnamesischer Abstammung wird Minister. Der neue Außenminister ist homosexuell. Und eine geschiedene Bischöfin wird ins höchste Amt der Evangelischen Kirche gewählt. Vor zehn Jahren wäre all das wohl undenkbar gewesen. Nur durch Veränderungen in der Gesellschaft und im Denken ist es möglich geworden. Ich glaube: Nur durch Veränderungen kommen wir weiter. Die Herausforderungen der Kirchen, der Politik und der Gesellschaft sind gleich: Finanzkrise, neue Armut und die Alterspyramide. Wir werden sie nur gemeinsam angehen können. Schließlich gilt, was Erzbischof Zollitsch sagt: Der Weg in die Zukunft wird ein ökumenischer sein.

Ich bin mir sicher, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Bibel beschreibt an vielen Stellen, dass Veränderungen zum Leben gehören. Ja, dass Gott von uns will, dass wir im Leben und im Glauben nicht stehen bleiben sollen, sondern weiterkommen. Deshalb sind Veränderungen auch dazu da, dass es weiter geht. Ich finde, Veränderungen tun meinem Leben gut. Und der fröhlichen Konfirmandin wünsche ich die Erfahrung, dass Veränderungen eine große Chance sein können.

Pfarrer Dr. Jörg Weber, Trier

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