Religion und Fanatismus

In allen Religionen gibt es Menschen, die zum Fanatismus neigen und zu Fanatikern werden. Zur Zeit scheint dies insbesondere im Islam der Fall zu sein. Die erschreckenden Selbstmordattentate, die oft religiös begründet werden und bei denen viele Menschen verletzt und getötet werden, sind ein Beispiel dafür.

Menschliches Leben ist da nicht mehr unantastbar. Um Leben und Tod geht es auch in einem Fall, der in Österreich hohe Wellen schlägt. Dort wird einer Muslimin, die Christin wurde, von ihrer Familie mit Ermordung gedroht. Die in Pakistan geborene Sabatina James, die im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie nach Österreich kam, hatte sich durch die Begegnung mit unserer westlichen Kultur immer mehr innerlich vom Islam entfernt. Dennoch verlangten ihre Eltern und Verwandten, dass sie einen ihr kaum bekannten Vetter heiraten sollte. Zwangsweise wurde sie in eine Koranschule gesteckt, in der sie sich die europäische Denk- und Lebensweise wieder abgewöhnen und zu einer streng gläubigen Muslimin werden sollte. Auf der anderen Seite begegnete sie in Österreich Menschen, deren Glaube und Lebensweise sie fasziniert. Das Christentum entdeckte sie als eine wahre und wirklich moderne Religion, die ihren eigenen Lebensvorstellungen als moderne Frau entsprach. Sie las in der Bibel und verglich sie mit dem Koran, der ihr stellenweise unmenschlich vorkam, und trat heimlich zum Christentum über. Für ihre Familie war das eine Schande, Glaubensabfall und Gotteslästerung, die nur durch Tötung gesühnt werden konnte. Sabatina James muss seither in einem Versteck leben. Gerade ist ihre Lebensgeschichte als Buch erschienen: "Vom Islam zum Christentum - ein Todesurteil". Den Grund, dass sie Christin wurde, sieht sie darin, dass im Christentum die freie Entfaltung der Person, Toleranz und universale Nächstenliebe gegenüber jedem Manschen unabhängig von Herkunft, Ansehen und Religion gelten. Ich frage mich, ob wir Christen unsere Religion auch so positiv sehen und ob wir durch unsere Glaubens- und Lebensweise - fern von allem Fanatismus - für diesen unseren Glauben andere begeistern können. Josef Schönborn (Regionaldekan)

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