STADTGESPRÄCH

Eine Legislaturperiode geht zu Ende. Am 13. Juni wird der Wähler die Leistungen des Stadtrats beim Urnengang bewerten. Dabei leistet ihm beizeiten Oberbürgermeister Helmut Schröer freundliche Hilfestellung.

Der Verwaltungschef hat in dieser Woche eine Pressekonferenz einberufen und die Arbeit des Trierer Stadtrats seit 1999 als gigantischen Erfolgsprozess gepriesen. Kein Wort von Konflikten, hitzigen Debatten oder Ansichten, die den seinen zuwider liefen - dabei sind es gerade diese unterschiedlichen politischen Sichtweisen und die Vielfalt der Meinungen, die den notwendigen Realismus in Projekte bringen und dadurch Erfolge möglich machen. Schröer hat die Arbeit des Stadtrates - mit Sicherheit nicht zu Unrecht - als Summe der Erfolge von der Konversion bis zur Modernisierung der Verwaltung präsentiert. Die Pressekonferenz hat er allerdings allein bestritten, kein Mitglied des Stadtrates war eingeladen. Der OB projiziert damit ein Bild für die Öffentlichkeit, an dessen Präsentation der gelobte Stadtrat keinen Anteil hat. Deshalb ist dieses Bild, obgleich positiv, nicht vollständig. Abgesehen davon, dass der Überbringer der guten Nachricht oft den meisten Beifall kassiert, macht Schröer einen unter Politikern weit verbreiteten Fehler, der als Helmut-Kohl-Syndrom bezeichnet werden könnte: Er verlangt die Würdigung der Erfolge. Gleichzeitig fordert er das Ignorieren von Fehlern und Schwächen - als Bestandteil dieser Würdigung. Doch in den vergangenen fünf Jahren gab es Fehler und Schwächen, und sie sind keine totzuschweigenden Störfaktoren, sondern unverzichtbare Bestandteile einer realistischen Bewertung der vergangenen Legislaturperiode. Jörg Pistorius

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