Der Staatschef aus dem Reich der Mitte habe den edlen roten Tropfen mit Freude entgegen genommen, berichtet Kaster stolz; beim Anblick des auf dem Etikett abgebildeten großen Sozialismus-Vordenkers habe sich die Miene Wen Jiabaos noch weiter aufgehellt. Ob der Staatsgast auch das Kleingedruckte auf die Schnelle gelesen hat, entzieht sich leider der Kenntnis westlicher Beobachter. Da steht nämlich ein ins Chinesische übersetztes Marx-Zitat von 1866: "Da ich selbst aus einer Weingegend stamme und Ex-Weingutsbesitzer bin, weiß ich den Wert des Weines wohl zu schätzen. Ich denke selbst ein bisschen wie der alte Luther, dass ein Mann, der den Wein nicht liebt, niemals etwas Rechtes zustande bringt. (Keine Regel ohne Ausnahme)". Jedenfalls unterstreicht des (schwarzen) Kasters Gabe an den (roten) Staatschef die Nützlichkeit der intensiven Lektüre der Heimatzeitung. Aus dem Trierischen Volksfreund hatte der Abgeordnete von dem Marx-Wein-Souvenir erfahren, das die Tourist-Information Trier seit März anbietet: Einen 2002er Spätburgunder aus dem Mertesdorfer Weingut Weis, der nicht nur bei chinesischen Touristen reißenden Absatz findet. Fragt sich nur, warum Kaster nicht auch Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Marx-Wein schenkt, wo der ihn doch im vergangenen Herbst zum Staatsbesuch nach China und Kasachstan mitgenommen hat. Vielleicht will der CDU-Mann den Marx-Wein aber auch in der Geburtsstadt von Karl Marx überreichen, der Schröder am 14. Mai eine Kurzvisite abstattet. Wenn Kaster da nicht mal der Trierer SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Diller zuvorkommt … Roland Morgen