STADTGESPRÄCH

Die Trierer sind zurzeit aufgefordert, das historisch bedeutsamste Kind der Stadt zu wählen. Jeden Monat wird ein neuer Kandidat vorgestellt, präsentiert von einem Paten, der die Werbetrommel rührt.

Für Stadtgründer Augustus stieg Historiker Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum in den Ring - ein Auftritt mit unerwarteten Folgen. Denn der streitbare Münz-Experte fand sich - anders als alle anderen Paten - im städtischen Prospekt für die Trier-Superstar-Wahl nicht wieder. Dabei hatte die ursprüngliche Druckvorlage seinen Namen zweifelsfrei enthalten. Normalerweise wäre der Vorgang im Ordner "Pleiten, Pech und Pannen" gelandet. Gäbe es da nicht den Umstand, dass der Freizeit-Kommunalpolitiker in seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher des schmucken Höhenstadtteils Filsch mit der Stadt heftig im Clinch liegt und obendrein kürzlich recht spektakulär von der CDU zur FDP wechselte. Prompt ortete Gilles politische Falschmünzerei im Rathaus. In einem deftigen Schreiben an das städtische Presseamt mutmaßte er eine "absichtliche nachträgliche Entfernung" seines Namens, zwecks Abstrafung abweichlerischen Verhaltens und Manipulation im Vorfeld der Kommunalwahl. Eine Intention, die die Stadt weit von sich weist. Ein "bedauerliches Versehen", entschuldigt sich Jürgen Backes vom Presseamt. An anderer Stelle im Rathaus ist man nicht ganz so vornehm: Gilles, so heißt es intern, sei beileibe nicht so wichtig, dass man eigens wegen ihm Druckvorlagen ändere. Dieter Lintz

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