STADTGESPRÄCH

Die Landesgartenschau ist kinderfreundlich. Abenteuerspielplätze, Matschspielplätze, Waldspielplätze, Spielplätze im Wasser und Rollenspiel-Angebote (zum Beispiel: Der tyrannische Bollerwagen-Kutscher und seine Zugpferde).

Aber mit einem Zugeständnis an die lieben Kleinen ist die LGS-GmbH zu weit gegangen: Die Verkaufsfenster der LGS-Kassen sind auf schlappen 1,20 Metern angesiedelt. Schön für finanzstarke, selbstständige Kinder, dumm für normal gewachsene Erwachsene. Für die Zeit, die es dauert, eine Tageskarte zu kaufen, kann die bucklige Haltung ja noch ertragen werden. Muss man seinen Kopf jedoch auf Fensterchenhöhe - wir erinnern uns: 1,20 Meter - bringen, weil man eine Dauerkarte kaufen will, wird's ernst: Denn eine Dauerkarte braucht ihre Zeit. Da müssen die Daten akribisch vom Pass in den Computer übertragen werden. Und es muss ein Foto gemacht werden. Das knipsen die freundlichen Damen und Herren ganz unkompliziert und ganz modern per Digitalkamera aus ihrem Kassenhäuschen heraus. Dafür halten sie ihren kleinen, silbernen Fotoapparat auf besagte Einszwanzig. Zwei Versuche gehen meist daneben (die Lichtverhältnisse sind durch das klein gehaltene Fensterchen in dem dunklen Häuschen eher ungünstig), der dritte Knips wird genommen. Jetzt muss nur noch ein Anschreiben mit eingeschweißter Eintrittskarte aus dem Drucker rattern und schon hält man seine Dauerkarte in Händen. Die Wirbel können wieder in die Vertikale gebracht werden, das Schmunzeln der Wartenden in der Schlange hinter einem ob der lustigen Rückansicht verstummt. Die Welt ist wieder schön. Da kann selbst das schmerzverzerrte Antlitz des fremden Eierkopfs - der Winkel von schräg unten durchs Verkaufsfensterchen verzerrt ein wenig - den man da auf seiner Dauerkarte hat, die Freude nicht trüben. Christiane Wolff

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