STADTGESPRÄCH

Wenn ein angesehener Funktionsträger, der seiner Stadt lange Jahre erfolgreich gedient hat, in den Ruhestand wechselt, pflegt man gemeinhin eine angemessene Abschiedsfeier zu veranstalten. Trennendes wird aus dem Gedächtnis verbannt, Gemeinsames hervorgehoben, man hält ein paar würdevolle Reden, nimmt ordentlich einen zur Brust und geht schiedlich-friedlich auseinander.

Nach ähnlichem Muster stünde jetzt die Verabschiedung des Trierer Theater-Intendanten Heinz Lukas-Kindermann an, dessen Tätigkeit am 18. Juli mit der letzten Aufführung der Antikenfestspiele endet. Aber bis dato ist von einer offiziellen Verabschiedung nichts zu sehen und nichts zu hören. Stattdessen gab es am letzten Montag einen stellenweise rührenden Abschieds-Empfang für einen kleinen, ausgewählten Kreis von Gästen. "Eine reine Privatinitiative", beeilten sich die Veranstalter, Reisser-Chef Georg Kern und Deutscher-Hof-Inhaberin Andrea Weber, zu versichern. Die Teilnehmerliste, verriet Kern, habe Kindermann höchstselbst zusammen gestellt. Es kamen hochkarätige Kindermann-Fans aus Gastronomie und Kaufmannschaft, Kooperationspartner von der Uni, Kulturpolitiker aus dem Rat, Presseleute. OB und Kulturdezernent waren dem Vernehmen nach nicht geladen, dafür eine sichtlich bemüht um diplomatische Formulierungen ringende Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Auf Kindermann komme sicher noch eine große offizielle Verabschiedung zu, sagte die Dezernentin, um leise hinzuzufügen: wenn er denn wolle. Und genau da liegt scheinbar der Hase im Pfeffer. Der Intendant ist immer noch heftig vergrätzt, dass ihm der Kulturdezernent keine künftige Mitwirkung bei "seinen" Antikenfestspielen angeboten hat. So lange das so ist, verspürt Kindermann offenbar keine Lust auf eine schulterschließende Veranstaltung mit seinen Intimfeinden aus dem Rathaus. Die wiederum wollen allem Anschein nach dem neuen Intendanten Weber die sperrige "Altlast" nicht ans Bein binden. Zudem herrscht womöglich die Befürchtung, Kindermann werde, anders als von einem berühmten Landsmann empfohlen, beim Abschied keineswegs nur leise "Servus" sagen, sondern am Ende vor großem Auditorium dem Stadtvorstand noch mal ordentlich die Leviten lesen. Weil man andererseits im Rathaus nicht nachtragend erscheinen will, sind seit Wochen diplomatische Bemühungen im Gange, doch noch eine repräsentative Veranstaltung zustande zu bringen. OB Schröer hat sich nun eingeschaltet, möglicherweise doch noch mit Erfolg. Gestern Nachmittag waren Waffenstillstandsverhandlungen am Augustinerhof anberaumt; das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Aber Überraschungseffekte sind beim Theater ja nicht ungewöhnlich. Dieter Lintz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort