STADTGESPRÄCH

Zwei Nachrichten, die Anfang der Woche, fast am gleichen Tag, in der Zeitung standen. Meldung 1: Da forderte die "Santer-Kommission", eine hochkarätig besetzte Expertenrunde im Saar-Lor-Lux-Raum, einen groß angelegten, finanziell großzügig ausgestatteten ÖPNV-Verkehrsverbund.

Anderenfalls gerate "diese europäische Kernregion ins Abseits". Meldung 2: Die einzige funktionierende Busverbindung zwischen Trier und Luxemburg soll über Monate nur noch auf luxemburgischer Seite fahren, weil sich die Verkehrsbehörden beiderseits der Grenze nicht einigen können, ob die für eine Umleitung benötigte Brücke über 3 Tonnen (deutsche Version) oder 80 Tonnen (luxemburgische Version) Tragkraft verfügt. Meldung 1 markiert die hehre Vision, Meldung 2 die erbärmliche Realität. Glaubt man den Luxemburgern, war es über Wochen nicht einmal möglich, ein Gespräch mit der zuständigen deutschen Bürokratie zustande zu bringen. Glaubt man den Deutschen, handelt es sich bei den Luxemburgern Bürokraten offenbar um Verrückte, die ihre Bürger fahrlässig lebensbedrohlichen Sicherheitsrisiken aussetzen. Da mag sich jeder selbst ausrechnen, was er für wahrscheinlicher hält. Dem betroffenen Pendler kann das im Ergebnis eh egal sein. Er, der genau das praktiziert, was die Experten-Kommission für zukunftsweisend hält, schaut nämlich in die Röhre. Und er wird noch ein bisschen skeptischer auf Visionen aller Art blicken. Wer sich ein paar vergnügliche Gedanken machen will, sollte sich eine Sekunde vorstellen, Vergleichbares geschähe bei Autofahrern. Sie würden, beispielsweise, ab Morgen vom Zugang zu den Luxemburger Tankstellen abgeschnitten. Spätestens am Montag müsste die UNO eingreifen, um die Unruhen an der Grenze zu schlichten. Und die Behörden auf beiden Seiten würden das Pro-blem im Schweinsgalopp lösen. Wetten, dass?DiL

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