STADTGESPRÄCH

Zugegeben: Verkehrsplaner in Trier zu sein, ist ein Job, der ungefähr so attraktiv ist wie der eines Reiskornzählers in Peking. Unendlich groß die Aufgabe, erbärmlich klein die eigenen Möglichkeiten, und danken tut's einem sowieso keiner.

Und der Beliebtheitsgrad liegt noch knapp unter dem eines Staatsministers im Auswärtigen Amt. Und trotzdem: Die beamteten Verkehrsflussverhinderer, egal ob in Bundes-, Landes- oder städtischen Diensten, tun alles, um ihre Akzeptanz noch ein Stück weiter in den Keller zu treiben. Jüngstes Beispiel: Die abstruse Baustellensituation in den letzten Tagen entlang der Kaiserstraße, einer der Trierer Hauptverkehrsachsen. Da wurde die Linksabbiegemöglichkeit Richtung Saarstraße gesperrt, offenkundig wegen einer Baustelle der Stadtwerke. Kein Thema, wenn's nicht anders geht. Aber die Konsequenzen könnte auch ein Erstklässler mit sechs Monaten Stützrad-Erfahrung ohne übermäßiges Nachdenken voraussagen: Der gesamte Verkehr in die Südstadt nebst jenem in Richtung Euren und Konz, der sonst die Ausweichmöglichkeit Saarstraße nutzt, belastet zusätzlich die Kreuzung am Moselufer. Intelligente Verkehrsplaner kämen in einem solchen Fall auf die Idee, die ohnehin überflüssige Anlieger-Regelung am Polizeipräsidium für die Zeit der Sperrung aufzuheben und so zumindest den ortskundigen Fahrern die legale Umfahrung des Nadelöhrs via Gerberstraße zu ermöglichen. So viel Cleverness erwartet in Trier sowieso niemand. Wir sind ja nicht anspruchsvoll. Aber zumindest müsste selbst dem Unbedarftesten klar sein, dass angesichts des zusätzlichen Aufkommens für diesen Zeitraum jede weitere Belastung für den Kreuzungsbereich am Moselufer zu unterbleiben hat. Und was passiert: Just zum gleichen Zeitpunkt wird dort eine Straßenverschönerungsbaustelle eröffnet, mit allen Schikanen, einspurige Verkehrsführung aus der Kaiserstraße inklusive. Das Ergebnis: Tagelange Dauer-Staus mit Rückwirkungen bis zum Stadtbad. Im Prinzip gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder weiß bei den öffentlichen Bauherren die eine Hand nicht, was die andere tut. Oder alle wissen es und es ist ihnen sch…egal, weil der blöde Autofahrer a) Zeit hat und b) sowieso bei der Verkehrsplanung nur als Störfaktor fungiert. Man weiß nicht, welche Variante die schlimmere ist. Aber mit jeder Minute, die man sinnlos im Stau steht, wächst der Wunsch, die zuständigen Planer zu verdonnern, wenigstens einen Tag lang, an eine ihrer rotweißen Baken angekettet, die Kommentare der Vorbeikriechenden anzuhören. Wetten, dass solche Desaster den Beteiligten beim nächsten Mal erspart blieben?Dieter Lintz

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