STADTGESPRÄCH

Es ist noch ein bisschen nackt, bestimmt sind die nicht ganz fertig geworden." Na? Erinnern Sie sich? Woher stammt das Zitat? Aus einem TV-Bericht über die ersten Tage der Trierer Landesgartenschau? Könnte sein, ist aber falsch.

Mit diesem Satz beklagte sich am Donnerstag eine Rentnerin bei der Eröffnung der Münchener Bundesgartenschau über allzu viele unblumige Flächen auf dem 200-Hektar-Gelände. Und obwohl die Dimensionen gewiss andere sind: Es gibt noch mehr Parallelen zwischen dem aktuellen bajuwarischen Großereignis und dem zurückliegenden "Sechser im Lotto" für Trier, wie Oberbürgermeister Helmut Schröer die Landesgartenschau gerne bezeichnete. So erwarten die Bayern runde vier Millionen Besucher. Und vier Millionen spielten auch in Trier eine Rolle: Allerdings nicht bei den Besucherzahlen, sondern bei der Höhe des erwirtschafteten Defizits. Eingeplant waren von den Trierer Verantwortlichen "nur" 1,2 Millionen Miese. Ihr Untertreiben an der einen Stelle schienen die Planer allerdings durch Übertreiben an anderer wieder wett machen zu wollen: Mit über einer Million Besucher sei zu rechnen, verkündeten sie stolz im Vorfeld. Ganze 723 000 kamen schließlich. Zweifellos, die vielen Regentage hatten kräftig mit Schuld daran, dass der Besucherstrom zum Bach versiegte. Trotzdem scheint die Millionen-Schätzung der Trierer allzu optimistisch gewesen zu sein. Oder die Vier-Millionen-Schätzung der Bayern zu pessimistisch. Schließlich hat München zwölfmal so viele Einwohner wie Trier, das Bundesgartenschaugelände ist mehr als viermal so groß wie das LGS-Gelände und die Bayern-Schau auf Bundesebene kostet satte 41 Millionen Euro statt 26. Nur der Gerechtigkeit halber: Neben den eigentlichen LGS-Planern glaubten auch andere Lokalpatrioten an die Millionen-Marke. Das waren die gleichen Optimisten, die heute an den Erfolg des Paulinus-Centers glauben. Christiane Wolff

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